Invasives Melanom: Nachsorge vor allem bei Männern engmaschig ansetzen
Nach der Versorgung einer Primärerkrankung eines invasiven Melanoms sollten vor allem Männer über 50 Jahre engmaschig nachbeobachtet werden. Daten aus dem norwegischem Krebsregister weisen für diese Kohorte auf die größte Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung weiterer invasiver Melanome bis zu 3 Jahre nach Erstdiagnose hin.
Daher empfehlen die Studienautoren, genderspezifisch bei älteren Männern auf eine engmaschige Überwachung – und zwar unabhängig von den Merkmalen ihrer Erstdiagnose invasives Melanom – zu achten. Ausgewertet wurden die Aufzeichnungen aller invasiven Melanome, die zwischen 2008 und 2020 im norwegischen Krebsregister erfasst wurden. In diesem Zeitraum mit 98.000 Personenjahren der Nachbeobachtung (Median 4,6 Jahre; Bereich <1-10) entwickelten 4% (43% weibl.) ein zweites primäres Melanom. In dieser Kohorte mit 19.196 erwachsenen Personen lag
das mittlere Alter bei der Diagnose des ersten primären Melanoms bei 62 Jahren (± 16 Standardabweichung, Bereich: 18-104 Jahre).
Risiko im ersten Jahr der Nachbeobachtung besonders hoch
Berechnet wurde außerdem die Inzidenzrate von zweiten primären invasiven Melanomen und die Zeit dazwischen und welche weiteren Faktoren damit zusammenhängen könnten. Sekundäre primäre invasive Melanome traten mit einer Inzidenzrate von 16,8 (95-%-Konfidenzintervall (95% CI), 14,9-18,7) pro 1.000 Personenjahre auf. Dieser Wert sank im zweiten Jahr auf 7,3 (95% CI, 6,0-8,6) und stabilisierte sich danach. Durchschnittlich entwickelten etwa 16,5 von 1.000 Betroffenen innerhalb des ersten Jahres eine zweite Primärerkrankung.
Die Inzidenzrate im ersten Jahr der Nachbeobachtung war bei Männern höher (20,3; 95% CI, 17,4-23,3) pro 1.000 Personenjahre als bei Frauen (13,5; 95% CI, 11,1-15,8) pro 1.000 Personenjahre. Dieser Unterschied blieb über die gesamte Nachbeobachtung erhalten. Das männliche Geschlecht war demnach mit einem erhöhten Risiko für ein zweites primäres Melanom assoziiert (bereinigte Rate Ratio (RR), 1,37; 95% CI, 1,18-1,59).
Der mittlere Zeitraum zwischen dem ersten und dem zweiten Primärtumor sank mit zunehmendem Alter. Bei Patienten unter 40 Jahren lag der Abstand bei 37 Monaten (95% CI, 8-49) und bei 50 bis 59-Jährigen bei 18 Monaten (95% CI, 13-24). Sehr alte Betroffene ab 80 und älter erkrankten im Median nach 11 Monaten erneut (95% CI, 7-18).
Bei 47% der Erkrankten wurde der zweite Primärtumor an der gleichen Stelle wie der erste Primärtumor diagnostiziert und bei 53% an einer anderen Stelle. Das mediane Intervall bis zum Auftreten eines zweiten Melanoms an der gleichen Lokalisation betrug bei Männern 12 Monate (95% CI, 7-19) und bei Frauen 22 Monate (95% CI, 11-35).
Es wurden keine relevanten Zusammenhänge zwischen der geografisch determinierten UV-Exposition oder
den Tumoreigenschaften des primären invasiven Melanoms (wie z.B. Lokalisation, Subtyp, Tumordicke, Stadium) und dem Risiko eines zweiten primären Melanoms detektiert.
Fazit
Es sollte eine intensive Nachbeobachtung über mindestens drei Jahre nach der Erstdiagnose angesetzt werden. Ein höheres Alter und ein männliches Geschlecht gehen mit einem erhöhten Risiko für sekundäre Tumore einher, schlussfolgern die Studienautoren. Daher lautet ihr Vorschlag, vor allem bei betroffenen Männern, die älter
als 50 Jahre sind, eine intensive Nachbeobachtung über mindestens drei Jahre nach der Erstdiagnose anzusetzen. Außerdem heben die Studienautor*innen hervor, dass 53% der zweiten primären Melanome an einer anderen Körperstelle auftraten, so dass stets eine Ganzkörperuntersuchung bei der Nachsorge angebracht sei.
Literatur
1. Ghiasvand R, Green AC, Veierød MB, Robsahm TE. Incidence and Factors Associated With Second Primary Invasive Melanoma in Norway. JAMA Dermatol. 2024;160(4):402–408. doi:10.1001/jamadermatol.2023.6251