Atopische Dermatitis

JAK-Inhibition bei atopischer Dr. Ch. Willen Dermatitis: Schnelle und starke Verbesserungen von Hautläsionen und Juckreiz

Die Zulassungserweiterung von Upadacitinib zur Behandlung der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis (AD) bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren, die für eine systemische Therapie infrage kommen, erweitert das Spektrum der zielgerichteten Therapieoptionen. Das Ausmaß und das schnelle Einsetzen einer Verbesserung der Hautläsionen und der Juckreizlinderung haben das Potenzial, Behandlungsziele früher zu erreichen.

Die atopische Dermatitis (AD) ist gekennzeichnet durch eine hohe Krankheitslast und zählt zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. Die Krankheit beginnt vorwiegend in der Kindheit und persistiert bei mindestens 50% bis ins Erwachsenenalter, so die Einschätzung von Prof. Dr. Stephan Weidinger, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, bei einer virtuellen Pressekonferenz zum Thema. Janus- kinasen (JAK) bilden eine Familie von Enzymen, die ein zentraler Bestandteil des JAK-STAT-Signalwegs sind. Im komplexen Netzwerk der Entzündungswege spielen JAK eine wichtige Rolle bei AD, erläuterte der Experte. Die zielgerichtete Inhibition von JAK kann dazu beitragen, die Überaktivierung von inflammatorischen Signalen bei AD zu reduzieren.

Upadacitinib ist ein oraler selektiver und reversibler JAK-Inhibitor, der zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis, ankylosierender Spondylitis und seit August dieses Jahres auch zur Behandlung der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren, die für eine systemische Therapie infrage kommen, zugelassen ist. [1] Das Phase-III-Studienprogramm bei AD bestand aus zwei Studien als Monotherapie vs. Placebo (MEASURE UP 1&2, MU1 und MU2) und einer in Kombination mit topischen Kortikosteroiden (TKS) vs. Placebo (AD Up, AU). [2,3]

Zulassungsrelevante Studiendaten

In den Phase-III-Zulassungsstudien wurden mit Upadacitinib in den Dosierungen 15 mg und 30 mg im Vergleich zu Placebo alle primären und sekundären Endpunkte erreicht. Dabei erreichten in Woche 16 beispielsweise signifikant mehr Patienten einen Rückgang des Pruritus um ≥ 4 Punkte auf der NRS-Skala unter beiden Upadacitinib-Dosierungen im Vergleich zu Placebo (vgl. Abb. 1). Klinisch bedeutsame, signifikante Verbesserungen des Juckreizes und der Hautläsionen traten bereits in den ersten beiden Behandlungswochen auf. Upadacitinib ist durch einen sehr schnellen Wirkeintritt hinsichtlich der Verbesserung von Hautläsionen und Juckreizlinderung gekennzeichnet, schlussfolgerte Weidinger. [2,3]

Verbesserung der Lebens- und Schlafqualität

Darüber hinaus erreichten in allen drei Zulassungsstudien in Woche 16 signi- fikant mehr Patienten die koprimären Endpunkte aus EASI 75 (Eczema Area and Severity Index) und vIGA-AD (validated Investigator‘s Assessment for Atopic Dermatitis) von 0/1 (erscheinungsfreies oder nahezu erscheinungsfreies Hautbild) im Vergleich zu Placebo: EASI 75 (MU1, MU2, AU; beide Dosierungen) erreichten 60-80% unter Upadacitinib vs. 13-26% unter Placebo; vIGA-AD 0/1 (MU1, MU2, AU; beide Dosierungen) erreichten 39-62% unter Upadacitinib vs. 5-11% unter Placebo. [2,3] Außerdem zeigten unter beiden Dosierungen signifikant mehr Patienten unter Upadacitinib eine starke Verbesserung der Lebens- und Schlafqualität, betonte der Experte.

Die Behandlung mit Upadacitinib wurde in beiden Dosierungen von Jugendlichen und Erwachsenen gut vertragen. Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen (≥ 5% der Patienten) unter Upadacitinib 15 mg oder 30 mg waren Infektionen der oberen Atemwege (25,4%), Akne (15,1%; meist mild-moderat, keine schwer- wiegenden Fälle), Herpes simplex (8,4%), Kopfschmerzen (6,3%) und erhöhte Kreatinphosphokinase im Blut (CPK; 5,5%). Die häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen waren schwerwiegende Infektionen (1,0%). [1] In keiner der Phase-III-Zulassungsstudien wurden bis Woche 16 aktive Tuberkulose (TB), Todesfälle, Perforationen des Gastrointestinaltraktes, kardiale Ereignisse (MACE) oder venöse thromboembolische Ereignisse (VTE) unter Upadacitinib berichtet, ergänzte Weidinger. [2,3]

Abb. 1: MEASURE UP 1 & 2: Starke Juckreizlinderung (Reduktion im NRS-Score zum schlimmsten Juckreiz ≥ 4 Punkte) unter beiden Upadacitinib- Dosierungen bereits ab Woche 1 bei signifikant mehr Patienten im Vergleich zu Placebo. *** p ≤ 0,001 vs. Placebo (nominal). [2]

Head-to-head-Vergleich mit Dupilumab

Im Vergleich zum aktuellen Therapiestandard Dupilumab (300 mg s.c. alle 2 Wochen) war eine Behandlung mit Upadacitinib (30 mg 1x tgl.) bei erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer AD bis Woche 16 signifikant überlegen, wie Dr. Andreas Pinter, Universitätsklinikum Frankfurt/Main, anhand der Daten aus HEADS UP demonstrierte. In der Vergleichsstudie wurden 692 Patienten entweder in den Upadacitinib-Arm (n=348) oder den Dupilumab-Arm (n=344) randomisiert. Die demografischen Daten und Baseline-Charakteristika waren in beiden Behandlungsarmen ausgeglichen, betonte der Experte. [4]

Tab. 1: HEADS UP: Signifikante Überlegenheit von Upadacitinib gegenüber Dupilumab in allen analysierten Wirksamkeitsendpunkten bis Woche 16. [4]

Zu Woche 16 und früher (EASI 75 zu Woche 2) zeigten signifikant mehr Patienten eine Verbesserung des Hautbildes (EASI 75, 90 und 100) unter Upadacitinib versus Dupilumab. Eine signifikante Überlegenheit von Upadacitinib gegenüber Dupilumab in der prozentualen Juckreizlinderung im Vergleich zum Ausgangswert zeigte sich bereits zu Woche 1 und hielt bis Woche 16 an (vgl. Tab. 1). Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen zählten Akne in der Upadacitinib-Gruppe und Konjunktivi- tis in der Dupilumab-Gruppe. [4]

Quelle: Virtuelle Pressekonferenz „Innovative Wege aus der atopischen Dermatitis“, 9. September 2021; Veranstalter: AbbVie

Mit freundlicher Unterstützung der AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG

Literatur

1. Fachinformation RINVOQ®, Stand September 2021.
2. Guttman-Yassky E et al. Lancet. 2021; 397(10290):2151-2168.
3. Reich K et al. Lancet. 2021;397(10290): 2169-2181.
4. Blauvelt A, Teixeira HD, Simpson EL, et al. JAMA Dermatol. 2021;157(9):1047-1055.