Atopische Dermatitis

Praxisnahe Tipps für die Versorgung von Patienten mit atopischer Dermatitis

Das Behandlungsspektrum zur systemischen Therapie des atopischen Ekzems umfasst verschiedene Therapieansätze, die zunehmend eine individuelle Therapie je nach klinischer Erscheinung und Komorbidität ermöglichen. Als eine Orientierung empfahl Prof. Dr. med. Andreas Körber, Hautarzt aus Essen, kürzlich bei einem Hautkrebs- und Systemtherapie-Symposium des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD), den Behandlungspfad von Onkoderm zu nutzen.

Das atopische Ekzem ist eine immunologisch heterogene Erkrankung, die in vier Untergruppen gegliedert werden kann. Der genetisch immunologische Typ ist durch eine Überexpression von Zytokinen wie beispielsweise IL-4, IL-13, IgE charakterisiert, wohingegen beim nicht-genetischen immunologischen Typ eine allergische Sensibilisierung der Erkrankung zugrunde liegt, erläuterte Körber. Darüber hinaus können Störungen der Hautbarriere (Barrieretypen) durch genetische Trigger (Überexpression von Filaggrin und LEKTI (lymphoepithelial Kazal-type trypsin inhibitor) als auch nicht-genetische Trigger (u.a. Xerosis, Juckreiz, Mikrobiom) zur Pathophysiologie der atopischen Dermatitis (AD) beitragen. Die AD ist häufig mit Komorbidität assoziiert, hierzu zählen beispielweise Ekzema herpeticatum, Impetigo, Mollusca contagiosa, Influenza, Sinusitis, Harnwegsinfekt (HWI), Morbus Crohn, Zöliakie und Alopezia aerata, gab der Experte zu bedenken.

Behandlungspfad atopische Dermatitis von Onkoderm

Zur Systemtherapie erfolgt die Indikationsstellung nach Schweregrad der AD, subjektiven Beschwerden und ggf. vormaligem Therapieversagen. Als Richtschnur für die Behandlung empfahl der Experte den Behandlungspfad atopische Dermatitis von Onkoderm (als PDF verfügbar unterwww.onkoderm.de). Der Behandlungspfad bietet neben Informationen zu Lokal-, Foto- und Systemtherapien diverse Checklisten (z.B. „Check- liste Systemtherapie“) sowie alltagstaugliche Tools zur Bewertung vor Therapieentscheidungen, zur Verlaufskontrolle (NETT-Score) sowie zur Patientenkommunikation für die Lokaltherapie (EILT). Für Körber ist der Behandlungspfad atopische Dermatitis ein praxisnahes Werkzeug für die leitliniengerechte Versorgung von AD-Patienten.

Für die Behandlung der mittelschweren bis schweren AD ist seit 2017 Dupilumab als erstes Biologikum verfügbar. Es hemmt den IL-4-/IL- 13-Signalweg und ist mittlerweile auch für Kinder ab dem 6. Lebensjahr zugelassen, so Körber. Eine weitere zielgerichtete Therapieoption ist IgG4-Antikörper Tralokinumab, der spezifisch IL-13, als einen Treiber des Entzündungsgeschehens bei AD, bindet.

Januskinase(JAK)-Inhibitoren sind niedermolekulare Substanzen (small molecules), die die Aktivierung des STAT-Signalwegs verhindern. Da JAK-Inhibitoren mehrere Zytokinrezeptoren gleichzeitig intrazellulär inhibieren, weisen sie potenziell ein großes Nebenwirkungsspektrum auf, gab Körber zu bedenken. Ähnlich wie bei den Psoriasis-Biologika sollen vor Behandlungsbeginn eine Tuberkulose-Infektion sowie virale Hepatitiden ausgeschlossen werden. Bei Auftreten von viralen Infektionen wie z.B. Herpes Zoster muss die Therapie pausiert und darf erst nach vollständiger Abheilung wieder aufgenommen werden. Weitere Laborwertkontrollen unter JAK-Inhibition umfassen beispielsweise Lymphozyten, Neutrophile und Kreatine.

Zur Systemtherapie der AD sind derzeit weitere Kandidaten in der Forschungspipeline, z.B. Lebrikizumab (Anti IL-13), Nemolizumab (Anti IL-31) und Abrocitinib (JAK- 1-Inhibitor). Zur Lokaltherapie der AD werden derzeit ebenfalls Creme- Formulierungen mit Ruxolitinib (JAK1- und JAK2-Inhibitor) und Delgocitinib (Pan-JAK-Inhibitor) untersucht.

Quelle: Vortrag „Management der atopischen Dermatitis – was ist bewährt und was gibt es am Horizont“ von Prof. Dr. med. Andreas Körber beim Hautkrebs- und Systemtherapie-Symposium Rhein-Ruhr BVDD e.V. / VKH, 21. August 2021