Osteoporose, Orthopädie & Rheuma Aktuell

DXA-Body-Compostion-Analyse: Sarkopenie (RSMI) und Osteopenie/Osteoporose

 Klaus Abendroth1, Werner Möhrke2, Ben Abendroth3

1 REKOSachsen&Thüringen,Jena
2 Seeheim-Jugenheim
3 PraxisfürRheumatologieundOsteologie,Jena

Ziel der vorliegenden Analyse war die Bestimmung der Häufigkeit des densitometrischen Befundes einer Sarkopenie nach Manini & Clark 2012 [1] bzw. Prä-Sarkopenie nach European Consensus 2010 [2] in einer osteologisch-rheumatologischen Praxispopulation mit Analyse der Beziehungen dieses Sarkopenie-Befundes zu klinischen Parametern und zum Osteoporose-Befund in den unterschiedlichen densitometrischen Messregionen.

Methoden

Analysepopulation
Aus unserer osteologisch-rheumatologischen Praxispopulation wurden Daten von Patient*innen ausgewählt, bei denen eine densitometrische Osteoporose (T-score ≤ –2,5 in LWS oder proximalem Femur mit Neck und total HIP oder im Whole-Body) nachgewiesen wurde, oder ein unzureichendes Ansprechen einer laufenden Therapie, neue Frakturen unter einer Therapie oder zusätzliche Osteoporose-Risikofaktoren nach DVO-Leitlinie (Langzeit-Prednisolontherapie, rheumatische Erkrankung u.a.) bestanden, die eine Osteoporose-Prävention bzw. -Therapie erforderlich machen.

Erfasst wurden insgesamt 540 Patient*innen (446 Frauen,94 Männer), mittleres Alter 58,0 ± 13,1 Jahre (18 bis 93 Jahre); BMI im Mittel 26,3 ± 5,4 kg/m2.

Tab. 1: Häufigkeit der Sarkopenie bei den 3 osteologischen Diagnose-Kategorien.
Tab. 2: Häufigkeit der Sarkopenie bei Osteoporose-Befunden in den 4 Messregionen.
Tab. 3: Daten der ROC- Analyse für die 4 Messregionen.

 

Abb. 1: Receiver Operating Characteristic-Kurven für die 4 densitometrischen Messregionen.
Abb. 2: Relativer-Skelettaler-Muskelindex (RSMI) in Relation zum Body-Mass-Index bei Männern.

Ergebnisse
Von den 540 Patient*innen hatten 288 (53%) eine Osteoporose, 175 (32%) eine Osteopenie (T-Score von -2,4 bis -1,0) und 77 (14%) eine normale Knochendichte. Von den 80 densitometrischen Sarkopenien ent- fallen 64 auf die 446 Frauen (=14%) und 16 auf die 94 Männer (=17%). Bei den Osteoporosen lag eine Sarkopenie bei den Frauen in 23% und bei den Männern in 25% der Fälle vor. Weitere Einzelheiten zeigt Tab. 1.

Die Verteilung der Osteoporose- und Sarkopenie-Befunde in Relation zu den analysierten Messregionen zeigt Tab. 2. Bei den Frauen ist der Anteil der Osteoporosebefunde mit einer Sarkopenie im Bereich der Gesamthüfte mit 33% am größten, die meisten der 64 Sarkopenien (64%) finden sich im Messbereich Neck. Die Zahlen bei den Männern sind zu klein, um einen Trend zu benennen.

ROC (Receiver Operating Characteristic) Analyse
Wie Tab. 3 und Abb. 1 zeigen, bleibt der T-Score HIP der beste Prädiktor für eine Sarkopenie mit einer ROC-Fläche von 0,708, einem Standardfehler von 0,031, einer asymptotischen Signifikanz von 0,000 und einem asymptotischen 95%-Konfidenzintervall von 0,648 bis 0,768.

Diskriminanzanalyse
Die Prüfung der Sarkopenie auf Signifikanz erfolgte für die Faktoren Age, BMI, BMD_Whole Body, BMC_ KO, T-Score_tot (WB), T-Score_ LWS, T-Score_Neck, T-Score_Hip. Als signifikante Faktoren zur Sarkopenie fanden sich nur Alter und BMI, wobei das Alter in der multivariaten Analyse nicht mehr signifikant bleibt. (s. Abb. 2-4).

Abb. 3: Relativer-Skelettaler-Muskelindex (RSMI) in Relation zum Body-Mass-Index bei Frauen.
Abb. 4: Wahrscheinlichkeit einer Sarkopenie in Relation zum BMI.

Die Prüfung der T­Scores der 4 densitometrischen Messregionen (T­Score_tot (WB), T­Score_LWS, T­Score_Neck, T­Score_Hip) zur Beziehung zur Sarkopenie ergab als signifikante Faktoren T_Hip und grenzwertig T_tot.

Diskussion

Die signifikante Beziehung der densitometrischen Sarkopenie zur Knochendichte des proximalen Femur unterstreicht den Einfluss der Muskulatur auf den Knochen. Die nicht signifikanten Messbereiche LWS und Neck offenbar haben nicht einen so direkten Kontakt zwischen Knochen und Muskelansatz. Da die Muskelmasse einen relativ hohen Anteil an der Gesamtkörper­masse hat, ist eine Abhängigkeit von BMI und Sarkopenie gegeben. Für Analysen zum biomechanisch/musku­lären Einfluss auf die Knochenmas­se/­struktur und ­festigkeit ist nach diesen Befunden die Region des proximalen Femur am besten geeignet.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Die densitometrische Sarkopenie ist am ehesten zu erwarten bei einem Osteoporose­T­Score <= –2,5 im Bereich der Gesamthüfte. Zum Aus­schluss der Diagnose einer Sarkope­ nie eignet sich der BMI mit einem negativen prädiktiven Wert von 96,7% gut, während zur Diagnose­stellung einer Sarkopenie der BMI mit einem positiven prädiktiven Wert von lediglich 33,0% keine ausreichende Spezifität aufweist.

Die Kombination von Osteoporose, Sarkopenie und Dynapenie ist für uns der nächste Schritt zu einer besseren Fraktur­Risiko­Vorhersage, und das vor allem für die Hüftfrakturen.

Literatur

1. Manini TM, Clark BC: Dynapenia and Aging: An Update, J Gerontol A Biol Sci Med Sci. 2012; 67A(1): 28–40.

2. Cruz-Jentroft AJ et al.: Sarcopenia: European consensus on definition and diagnosis, Age & Aging 2010; 39: 412-423