Phlebologie

C1-Varizen sprechen besser auf Sklerotherapie an

Aktuelle Studie vergleicht Polidocanol und Laser [1]

Die Behandlung von C1-Varizen gewinnt in der phlebologischen Praxis zusehends an Bedeutung. Die Sklerotherapie ist nach den aktuellen Leitlinien der Goldstandard zur Behandlung von Besenreisern und ermöglicht eine Verbesserung um mehr als 90%. [2] Eine aktuelle Studie vergleicht jetzt Effektivität und Verträglichkeit der Sklerotherapie und des Lasers bei Besenreisern und retikulären Varizen unterschiedlichen Kalibers.

Die Studie zeigt eine gute Wirksamkeit der Sklerotherapie und des Lasers bei kleinen Besenreisern. Bei größeren Besenreisern jedoch und insbesondere bei den immer mit zu behandelnden Nährvenen der Besenreiser (Feeding Veins) erweist sich die Sklerotherapie mit 0,5 oder 1%igem Polidocanol erneut als deutlich überlegen. Im Sinne einer ganzheitlichen Behandlung von C1-Varizen ist die Sklerotherapie demnach unverzichtbar. Tatsächlich besitzt das Verfahren über die nunmehr erneut empirisch belegten hohen Erfolgsraten hinaus weitere Vorzüge, von denen sowohl Praxis als auch Patienten profitieren – allen voran das breitere Einsatzspektrum und die gute Kosteneffektivität.

Über die Hälfte der erwachsenen Deutschen weist Besenreiser oder retikuläre Varizen auf – darunter auch viele Frauen und Männer in jüngerem oder „bestem“ Alter. [3] C1-Varizen beeinträchtigen das ästhetische Erscheinungsbild der Beine und können zudem ein Indiz für progrediente Venenerkrankungen sein. Beides spricht dafür, Besenreiser proaktiv zu behandeln. Das gewählte Verfahren sollte möglichst effektiv, minimal invasiv, schmerzfrei, beliebig oft wiederholbar und mit den Handlungsempfehlungen der phlebologischen Leitlinien konform sein. Dies trifft auf die Sklerotherapie mit Polidocanol (Aethoxysklerol®) in besonderem Maße zu, dem einzigen hierzulande zugelassenen Sklerosierungsmittel. Die minimal-invasive Laserbehandlung mit dem Nd:YAG- Laser zeigt zwar ebenfalls eine gute Wirksamkeit bei kleinen Besenreisern, kann jedoch größere Besenreiser und vor allem etwaige Nährvenen nicht vollständig verschließen. [2,4]

Größere Besenreiser wurden zu 100% erfolgreich sklerosiert

Sowohl die Sklerotherapie als auch die Laserbehandlung von Besenreisern führen zur gezielten Obliteration und Fibrosierung der varikös veränderten Venen, wobei die Sklerotherapie auf chemischen und die Laserbehandlung auf thermischen Wirkmechanismen basiert. Die Outcomes der beiden Verfahren bei C1- Varizen wurden bereits in einer Reihe von Studien eruiert und verglichen, wobei die Sklerotherapie von C1-Varizen in fast allen Studien mit besseren Ergebnissen und weniger Schmerzen assoziiert war. [5]

Eine Gruppe rumänischer Forscher hat jetzt die Effektivität und Komplikationsrate der Sklerotherapie mit unterschiedlichen Polidocanol- Konzentrationen (0,5 und 1%) sowie der Behandlung mit dem Nd:YAG- Laser bei asymptomatischen C1- Varizen mit einem Durchmesser von weniger als 2 mm differenzierter untersucht. [1] An der entsprechenden Studie teilgenommen hatten 132 Probanden, die in drei gleichgroße Gruppen unterteilt wurden: Die Besenreiser der Betreffenden wurden entweder mit 0,5%igem oder mit 1%igem Polidocanol sklerosiert oder mit dem Laser behandelt. Die verblindeten Behandlungsergebnisse wurden nach 60 und nach 120 Tagen von einem Prüfarzt anhand einer fünfstufigen Skala beurteilt, die von 0 bei Therapieversagen bis 4 und 5 für „gut“ beziehungsweise „sehr gut“ reichte.

Die Sklerotherapie führte bei der Mehrheit der Patienten zu augenfälligen Verbesserungen und bewährte sich im Vergleich zum Laser besonders bei Besenreisern mit einem Durchmesser von mehr als 1 mm: Bereits bei der ersten Kontrolle nach 60 Tagen zeigten sich in über 60% (und damit etwa einem Viertel mehr der Fälle als in der Lasergruppe) gute oder sehr gute Resultate. Nach drei Monaten waren es dann sogar 100%. Besenreiser konnten folglich durchweg erfolgreich sklerosiert werden.

Mit der Sklerotherapie lassen sich auch tiefere Nährvenen behandeln

Um bei der Besenreiserbehandlung eine gute Wirksamkeit zu erzielen, müssen tiefer liegende Nährvenen (Feeding Veins) stets mit behandelt werden. Andernfalls würden diese durch den anhaltenden Blutzufluss die vollständige Beseitigung der Besenreiser verhindern beziehungsweise Rezidive begünstigen. Vom Laser werden diese Nährvenen aufgrund der mangelnden Eindringtiefe im Gegensatz zum Sklerosierungsmittel nicht sicher erreicht. Die transdermale Laserbehandlung empfehlen manche Experten daher ausdrücklich nur bei kleinen und oberflächlichen Venenveränderungen sowie für Patienten, die unter einer Nadelphobie oder Intoleranz gegenüber Polidocanol leiden. [4] Die Sklerotherapie kann dagegen laut Leitlinien grundsätzlich bei allen Formen der Varikose eingesetzt werden. Stamm- und Seitenastvarizen sowie periulzeröse Venen und venöse Malformationen lassen sich mithilfe der Schaum-Sklerotherapie ebenfalls erfolgreich behandeln. [2] Leitlinien und Studien sehen in der Sklerotherapie mit flüssigem Polidocanol daher die Behandlungsmethode der Wahl bei Besenreisern und retikulären Varizen, mit der sich mehr als 90%ige Verbesserungen erreichen lassen, und in der Schaum-Sklerotherapie eine schonende Alternative zu operativen oder anderen endovenösen Verfahren bei größeren Varizen. [2]

Über das therapeutische Spektrum und Potenzial hinaus überzeugt die Sklerotherapie durch weitere Vorteile – wie etwa das überschaubare Equipment, den geringeren Zeitaufwand und die aus diesen Aspekten resultierenden vergleichsweise günstigeren Kosten.

Quelle: Kreussler

Literatur

1. Ianosi NG et al. Single Blind, Randomised Study Regarding the Treatment of the Telangiectasia of the Lower Limbs (C1EAP) Using Polidocanol 0,5%, 1%, and Nd:YAG Laser. Curr Health Sci J. Apr-Jun 2020; 46(2):141-149.

2. Rabe E et al. for the Guideline Group. Euro- pean guidelines for sclerotherapy in chronic venous disorders. Phlebology. 2014;29:338– 54; Rabe et al. (2018), Leitlinie Sklerosierungsbehandlung der Varikose der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (ICD 10: I83.0, I83.1, I83.2, I83.9). AWMF-Leitlinien-Register- Nr.: 037-015.

3. Rabe E et al. Bonner Venenstudie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie. Epidemiologische Untersuchung zur Frage der Häufigkeit und Ausprägung von chronischen Venenkrankheiten in der städtischen und ländlichen Wohnbevölkerung. Phlebologie. 2003;32:1-14; Rabe E et al. Venenerkrankungen der Beine. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 44, hrsg. vom Robert Koch-Institut Mai 2009; Rabe E et al. (2010) Epidemiologie chronischer Venenkrankheiten. In: Diagnostik und Therapie der Varikose. Springer, Berlin, Heidelberg.

4. Adamič M et al. Guidelines of care for vascular lasers and intense pulse light sources from the European Society for Laser Dermatology. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2015 Sep; 29(9):1661-78.

5. Lupton JR et al. Clinical comparison of sclerotherapy versus long-pulsed Nd:YAG laser treatment for lower extremity telangiectases. Dermatol Surg. 2002 Aug;28(8):694-7; Munia MA et al. Comparison of laser versus sclerotherapy in the treatment of lower extremity telangiectases: a prospective study. Dermatol Surg. 2012 Apr;38(4):635-9; Meesters AA et al. Transcutaneous laser treatment of leg veins. Lasers Med Sci. 2014 Mar; 29(2):481- 92; Parlar B et al. Treatment of lower extremity telangiectasias in women by foam sclerotherapy vs. Nd:YAG laser: a prospective, comparative, randomized, open-label trial. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2015 Mar; 29(3):549-54.