Plastische Chirurgie

Universelle Reduktionstechnik der Brust

Dr. Ch. Willen

Eine Technik mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten

 

Dr. Mahdi Rezai aus Düsseldorf stellte beim diesjährigen “S-thetic Circle“ die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten einer universellen Reduktionstechnik der Brust vor, die der Experte bereits seit den 90er Jahren mitentwickelt hat. Diese Technik kann beispielsweise für Patientinnen mit Mammakarzinom und für Patientinnen, die Ihre Brust aus ästhetischen Gründen oder zur Mammakarzinom-Prophylaxe reduzieren möchten, zur Anwendung kommen.

Vielen Anforderungen gerecht werden

Eine Reduktionstechnik für die Brust sollte verschiedenen Anforderungen gerecht werden und die gewünschte Größe, Form und Symmetrie der Brust herstellen. Die Rekonstruktion der oberen Füllung und der Wiederaufbau des Mamillen-Areola-Komplexes (MAK) der Brust sind dabei essentielle Schritte. Ebenso sollten mit der anvisierten Technik auch laterale Vorwölbungen oder Beulen, die man teilweise auch durch Liposuktion vorbehandeln kann, korrigiert werden können. Außerdem sollte die Technik soweit ausgereift sein, dass die Patientinnen keiner etwaigen sekundären Mastopexie ausgesetzt werden, so Rezai. Narben spielen zwar auch eine Rolle, aber das ästhetische Behandlungsergebnis sollte nicht allein daran beurteilt werden, so die Ansicht des Experten.

Innere und äußere Reduktion

Den Vorgang der Brustverkleinerung gliedert Dr. Rezai in zwei Schritte: Zum einen in die innere Volumenreduktion (bzw. Remodellierung, Augmentation) und zum anderen in die äußere Reduktion durch die Anpassung des Hautmantels, wobei verschiedene Schnitte und Schnittmuster (Inv. T, L-Scar, Vertical oder Periareolar) eine universelle Methode für die vielen Zwecke der Brustreduktion darstellen können. Im Zuge von Brustverkleinerungen werden meistens die äußeren Quadranten reseziert, da bis zu 70 Prozent der Mammakarzinome dort lokalisiert sind. Aktuelle Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Inzidenz von Mammakarzinom mit einer bilateralen Brustreduktion um bis zu 50 Prozent verringert werden kann, so Rezai.

Zufallsbefund okkultes Mammakarzinom

Zu den Voruntersuchungen sollte zumindest ein Ultraschall zählen und/oder Mammographie sowie weitere Diagnostiken, auch wenn die Patientinnen bei einer Brustreduktion häufig relativ jung sind, da immer noch bei etwa 0,8 bis 4,0 Prozent der Patientinnen als “Zufallsbefund“ ein okkultes Mammakarzinom festgestellt wird. Bei Patienten mit Mammakarzinom und Mastektomie bleibt in der Regel lateral genug Gewebe und Haut übrig, um eine Brust zu formen, ansonsten kommen auch Implantate zum Einsatz oder eine Rekonstruktion der Brust mit Eigenfett in Frage. Bei der Rekonstruktion mit Bauchfett müssen die Patientinnen darüber informiert werden, dass bei Gewichtszunahme die mit Bauchfett rekonstruierte Brust auch größer wird, so der Experte.

Orthologe Conversion

Eine weitere Technik von Rezai ist die orthologe Conversion für Patientinnen, die ihre Implantate nicht mehr haben wollen oder mit Komplikationen wie beispielsweise einer Kapselfibrose konfrontiert sind. Hierbei kann ebenso Gewebe beispielsweise aus dem lateralen Thorax zur Augmentation verwendet. Es kommen aber auch sehr viele Patientinnen mit dem Wunsch eine prophylaktischen Mastektomie aufgrund ihrer genetischen Prädisposition in die Sprechstunde. Bei diesen Patientinnen wäre es sinnvoll, zu hinterfragen, ob sich gegebenenfalls weitere Familienmitglieder anschließen, da das Risiko für Mammakarzinom mit einer Mastektomie von 80 Prozent auf bis zu zwei Prozent reduziert werden kann, so Rezai abschließend.

Quelle: Vortrag von Dr. Mahdi Rezai “Die Weiterentwicklung einer universellen Reduktionstechnik“ im Rahmen der Tagung “S-thetic Circle“, 6. Oktober 2018, Düsseldorf