IL-23-Blockade ermöglicht langfristig wirksame und sichere Psoriasis-Systemtherapie
Hinsichtlich der Vorstellung des Therapieerfolgs divergieren die Ansprüche von Ärzten und Patienten oft. Während Ärzte häufig objektive Parameter wie den PASI-Score im Fokus haben, steht für Patienten die Wiedererlangung einer möglichst vollständigen Lebensqualität im Vordergrund. Hierfür reicht jedoch ein leitliniengerechtes Therapieziel wie PASI 75 nicht aus, denn in der Realität und für die Patienten bedeutsamer sind anspruchsvollere Ziele wie PASI 90, betonte Dr. Andreas Pinter von der Universität Frankfurt/Main bei einem Symposium im Rahmen der diesjährigen DERM.
Gefragt seitens der Patienten sind zudem eine schnell einsetzende Wirkung sowie Vertrauen in die Therapie hinsichtlich Sicherheit und Anwendbarkeit. Eine wirksame Systemtherapie kann, so Pinters Vermutung, nicht nur die Lebensqualität verbessern, sondern möglicherweise auch andere entzündliche Begleiterkrankungen der Psoriasis reduzieren. Dabei bestehen allerdings zwischen den sehr effektiven Biologika wesentliche Unterschiede, wie Pinter am Beispiel von Tildrakizumab (Ilumetri®) erläuterte. Für diesen IL-23-Blocker liegen inzwischen Langzeitdaten der Studien reSURFACE-1 und -2 über eine Behandlungsdauer von bis zu fünf Jahren vor. Nach diesem Zeitraum hatten in Dosierungen von 100 mg 88,7% der damit behandelten Patienten absolute PASI-Werte <5 und 78,8% sogar PASI-Werte <3. Ein sehr guter Erfolg mit einem absoluten PASI <1 wurde immerhin noch bei 47,7% der Patienten erzielt. Diese Werte waren zudem ab Woche 28 bis zu Woche 244 relativ stabil, wie Pinter betonte. Vergleichbar gute und stabile Resultate ergaben sich zu Studienende auch bei den Werten für PASI 75 (88,7%), PASI 90 (65,9%) und PASI 100 (32,8%) (alle Daten MI). Somit war immerhin ein Drittel der Patienten bei Studienende komplett erscheinungsfrei, betonte Pinter. Auch der Nutzen eines Wechsels von einer anderen Biologikaklasse mit unzureichender Wirkung wurde hierbei untersucht. So ergab die Umstellung von dem TNF-alpha-Blocker Etanercept auf Tildrakizumab langfristig ebenso gute Resultate wie bei Patienten, die Tildrakizumab bereits von Anfang an erhalten hatten.
Das Sicherheitsprofil von Tildrakizumab über fünf Jahre wurde für die Dosierungen 100 mg und 200 mg untersucht. Dabei fanden sich praktisch keine relevanten Unterschiede. So gab es etwa bei der Nasopharyngitis, mit jeweils etwa 10 Ereignissen pro 100 Patientenjahre die häufigste, aber absolut gesehen immer noch seltene Nebenwirkung, „keinerlei Unterschiede zwischen der 100-mg- und der 200-mg- Dosierung“, wie Pinter hervorhob. In beiden Dosierungen war zudem das Auftreten systemischer oder lokaler allergischer Reaktionen sehr selten.
Abb. 1: TILOT-Studie: Globaler PGA zu Baseline vs. Woche 28 (OC)
Abb. 2: TILOT-Studie: Kopfhaut-PGA Baseline vs. Woche 28 (Patienten mit Kopfhaut-PGA > 0 zu Baseline)
Über die gesamte Zeitspanne hinweg änderte sich hieran nichts. „Das Medi- kament ist im ersten Jahr genauso sicher wie im dritten oder noch im fünften Jahr“, so der Dermatologe, und „wir kaufen mit der Länge der Therapie keine erhöhten Risiken ein“. Auch hinsichtlich der Inzidenz von Malignomen gebe es Entwarnung, da die absoluten Zahlen durchaus im Bereich der normalen Rate der Karzinombildung lagen. Diese Befunde bestätigten sich auch bei älteren Menschen im Alter von über 65 Jahren.
Abb. 3: TILOT-Studie: Nagel-PGA Baseline vs. Woche 28 (Patienten mit Nagel-PGA > 0 zu Baseline)
Unterstrichen werden diese Studiendaten auch durch Befunde der noch laufenden nicht-interventionellen Studie TILOT zur Therapie mit Tildrakizumab (Ilumetri®) im Praxisalltag. Zum Zeitpunkt der Zwischenanalyse lagen Daten für 133 Patienten im Alter von über 18 Jahren vor, die aufgrund einer mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis eine Behandlung mit dem IL-23-Blocker begonnen hatten. Dabei verbesserte sich der globale PGA-Wert nach 28 Behandlungswochen stark im Vergleich zum Zustand vor Behandlungsbeginn. War die Psoriasis initial bei über 30% der Teilnehmer schwer und bei über 60% mittelschwer, so hatte nach 28 Wochen kein Patient mehr eine schwere Krankheitsausprägung. Zugleich waren 36,7% der Patienten völlig erscheinungsfrei. Mindestens ebenso sehr besserten sich die PGA- Werte für die Kopfhaut: Hier sank der Anteil der Patienten mit initial schwerem Befall (20,8%) bzw. mittelschwerem Befall (43,4%) im Beobachtungszeitraum auf 2,8% respektive 6,6%. Gleichzeitig wurden 59,4% der Patienten völlig erscheinungsfrei. Gleichzeitig besserte sich auch die Nagelqualität, gemessen mit dem Nagel-PGA. Damit verbunden war ein deutlicher Abfall des DLQI, so Pinter. Übereinstimmend damit war auch die ärztliche Beurteilung der Wirksamkeit und Verträglichkeit, die überwiegend als gut bis sehr gut eingestuft wurde.
Quelle: Vortrag von Dr. Andreas Pinter beim Symposium „Schneller, höher, weiter: Was zählt eigentlich wirklich bei Psoriasis?“ im Rahmen der DERM 2021, 11. September 2021; Veranstalter: Almirall Hermal
Mit freundlicher Unterstützung der Almirall Hermal GmbH.