Rheumatologie

Ixekizumab in der axialen Spondyloarthritis

Rheumatologen berichten von guter und schneller Wirksamkeit im Praxisalltag

Seit Juni 2020 steht mit Ixekizumab eine weitere Therapieoption für Erwachsene mit einer aktiven axialen Spondyloarthritis (axSpA) sowohl im nicht-röntgenologischen als auch röntgenologischen Krankheitsstadium zur Verfügung. Erste positive Erfahrungen aus dem Praxisalltag spiegeln nun die überzeugenden Daten aus den Zulassungsstudien wider, wie Experten kürzlich anhand von Patientenfällen bei einer Webkonferenz darlegten.

In den präsentierten Kasuistiken zeigte der IL-17A-Inhibitor eine rasche Wirksamkeit bei gleichzeitig guter Verträglichkeit. So konnten die Aktivität und Teilhabe am täglichen Leben der Patienten gestärkt und die Lebensqualität erheblich verbessert werden. Ebenfalls präsentierte aktuelle Daten vom Kongress des American College of Rheumatology (ACR) 2020 zeigen darüber hinaus, dass Ixekizumab (Taltz®*) unabhängig vom Ausmaß der Entzündung wirksam ist.

Die axSpA macht vielen Patienten das Leben mehr als schwer. Chronische Rückenschmerzen, morgendliche Rückensteifigkeit sowie Fatigue schränken das Leben der Betroffenen mitunter massiv ein. Eine erfolgreiche Therapie soll zum einen die Symptome wie z.B. den Schmerz lindern, aber auch die Entzündung reduzieren und den Krankheitsverlauf langfristig positiv beeinflussen. Der Praxisalltag mit Ixekizumab bestätigt nun mit der guten Wirkung auf Schmerz, Entzündung, Beweglichkeit und körperliche Funktionsfähigkeit die starken Ergebnisse der Zulassungsstudien. [1-3] Die Patienten in den vorgestellten Kasuistiken profitierten von der schnellen und guten Wirksamkeit von Ixekizumab und können ihren Alltag wieder besser bewältigen.

Rückenschmerzen im Fokus: Mit der richtigen Diagnose zur erfolgreichen Therapie

Die Rheumatologin Prof. Dr. med. Monika Reuss-Borst, Bad Bocklet, zeigte anhand des Krankheitsbildes einer 58-jährigen Patientin auf, wie herausfordernd die korrekte Diagnosestellung sein kann. Die Patientin leidet seit ihrem 25. Lebensjahr unter Rückenschmerzen. Dem damals aufgesuchten Hausarzt stellte sich die Frage, ob es sich dabei um unspezifische oder spezifische Rückenschmerzen handelte. „In 90 % der Fälle gibt es keinen klaren ätiologischen Hintergrund für muskuloskelettale Beschwerden“, so die Expertin. Häufig liegt auch eine psychosoziale Überforderung der Betroffenen, eine passive Grundeinstellung oder eine psychische Komorbidität vor.

Aufgrund des komplexen Krankheitsbildes wurde die Diagnose der axSpA bei der Patientin erst während eines stationären Aufenthalts im Jahr 2011 gestellt. Die Tatsache, dass die Patientin HLA-B27 negativ war und keine Entzündungskonstellation aufwies, hatte die Diagnosestellung zusätzlich erschwert. Im MRT zeigten sich jedoch Arthritiden der Wirbelgelenke und Enthesitiden. Erste Therapieversuche mit Infliximab i.v. + Methotrexat (MTX) und später auch Secukinumab 150 mg endeten im Wirkungsverlust, der zu einer Schmerzzunahme und höheren Dosierungen an nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) führte. „Wir haben uns daraufhin entschlossen, die Therapie umzustellen, aber beim gleichen Wirkprinzip zu bleiben“, berichtete die Rheumatologin. Nach einer Initialdosis von 2x 80 mg wurde die Patientin daraufhin auf Ixekizumab 80 mg alle vier Wochen eingestellt, was bereits nach der zweiten Injektion zu einer deutlichen Besserung führte. Darüber hinaus konnten die NSAR abgesetzt werden und die Stimmung der Patientin hellte sich deutlich auf.

„Anhand dieses Patientenbeispiels kann man gut erkennen, dass bei Frauen häufiger atypische und blande Verläufe zu finden sind. Radiologische Veränderungen machen sich erst später bemerkbar“, fasste Reuss-Borst zusammen und kam zu dem Fazit: „Trotz der langen Leidensgeschichte und Vortherapie hat die Patientin gut und schnell auf Ixekizumab angesprochen.“

Schnell wirksame Therapieoption – bereits nach NSAR-Versagen

Die 46-jährige Patientin im zweiten Fall musste nicht so lange auf ihre Diagnose warten. Nachdem 2009 erstmalige Rückenschmerzen auf- traten, konnte aufgrund der positiven Familienanamnese – der Vater war an M. Bechterew erkrankt – sowie einem positiven HLA-B27 schnell eine axSpA festgestellt werden. Diese trat schubweise mit rezidivierenden Uveitiden auf und wurde bedarfsweise mit NSAR behandelt. Im Frühjahr 2020 wandelte sich das Krankheitsbild. Erstmals traten über mehrere Monate Dauerschmerzen auf. Vor allem nächtliche Schmerzen führten zu einem erheblichen Schlafdefizit, was zu einer belastenden Fatigue- Symptomatik, Arbeitsunfähigkeit und sozialem Rückzug führte.

Die Patientin wurde leitliniengerecht auf eine Biologika-Therapie eingestellt. Die Gabe von 80 mg Ixekizumab alle vier Wochen führte zu einer raschen Besserung der Schmerzen und Schlaflosigkeit.

„Die Patientin fühlte sich wie ein anderer Mensch, hatte wieder Freude am Leben und infolge der starken Reduktion der Schmerzen verbesserte sich auch die Depressionssymptomatik ohne weitere spezifische Therapie“, fasst die Expertin die Wirkung von Ixekizumab zusammen.

Diese Kasuistik unterstreicht die in der COAST-X-Studie beschriebene schnelle und gute Wirksamkeit anhand eines Praxisbeispiels. In der COAST-X-Studie bei Biologika-naiven Patienten mit nr-axSpA erreichte circa ein Drittel der Patienten mit Ixekizumab ein ASAS40-Ansprechen, das auch bis Woche 52 anhielt (Ixekizumab 30,2% vs. Placebo 13,3% in Woche 52, p<0,01). [1]

Ixekizumab in der r-axSpA – Erhalt der Arbeitsfähigkeit

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für die Wirksamkeit des IL- 17A-Inhibitors bei röntgenologischer axSpA brachte PD Dr. med. Xenofon Baraliakos, Herne, mit. Er berichtete über einen 47-jährigen Patienten,
der aufgrund der starken Schmerzen seiner Tätigkeit als Anästhesist nur noch eingeschränkt nachgehen konnte. Er war nicht mehr in der Lage, eine Schicht durchzuarbeiten und Stresssituationen während einer Operation durchzustehen. Behandlungsversuche mit NSAR, einem TNF- Inhibitor und einem IL-17A-Inhibitor führten nicht zum gewünschten Ergebnis. Mit abnehmender Wirksamkeit verstärkten sich die Rückenschmerzen in der Brustwirbelsäule sowie die Schmerzen in beiden Fersen. „Der Patient benötigte täglich hohe Dosen von NSAR, um überhaupt arbeiten zu können. Nachtschichten waren nicht möglich und an manchen Tagen kam er aufgrund der Morgensteifigkeit zu spät zur Arbeit“, erklärte der Experte.

Erst die Umstellung auf Ixekizumab zeigte die erhoffte Wirkung. Bereits ein paar Tage nach der ersten Injektion konnte eine spürbare Verbesserung verzeichnet werden. Nach etwa drei Wochen war nach Aussage des Patienten eine umfassende Verbes- serung eingetreten. Die Rücken- und Fersenschmerzen sowie die Schwellungen sind vollständig zurückgegangen. Dadurch kann er seine Arbeit wieder ohne Einschränkungen ausüben, lange Strecken gehen und sogar Sport treiben.

Schon in der COAST-W-Studie zeigte sich Ixekizumab wirksam in der Therapie von r-axSpA-Patienten nach Versagen von TNF-Inhibitoren. 25,4% der Patienten erreichten mit Ixekizumab den primären Endpunkt in Woche 16 (vs. Placebo 12,5%, p<0,05) und 34,2% in Woche 52. [2,4]

Ixekizumab: Wirksam in jedem Krankheitsstadium der axSpA

Die demonstrierten Patientenfälle spiegeln die aus den COAST- Zulassungsstudien bekannte starke und schnelle Wirksamkeit von Ixekizumab wider. PD Dr. Baraliakos verwies auf das ambitionierte Studiendesign, das die Wirksamkeit
und Verträglichkeit von Ixekizumab sowohl im nicht-röntgenologischen als auch im röntgenologischen Krankheitsstadium der ax-SpA belegte. [1-4] Primärer Endpunkt war das ASAS40-Ansprechen in Woche 16, das nahezu jeder zweite Biologikanaive r-axSpA Patient in der COAST-

V-Studie erreichte (48,1% vs. 18,4% Placebo). [3,4] Auch die Patientenrelevanten Parameter, gemessen am BASDAI-Ansprechen, und Symptome wie Fatigue, Rückenschmerzen und Morgensteifigkeit konnten in allen Krankheitsstadien deutlich verbessert werden. [1-6]

Baraliakos präsentierte weitere Daten zum Therapieansprechen aus dem virtuellen ACR-Kongress 2020. Bei Biologika-naiven r-axSpA-Patienten zeigte Ixekizumab in Woche 16 ein höheres ASAS40-Ansprechen als Placebo. Auch bei den mit TNFi vorbehandelten Patienten zeigte sich ein konstant gutes ASAS40- Ansprechen mit Ixekizumab unabhängig vom CRP-Ausgangswert bei Therapiebeginn. Der Rheumatologe kommt zu dem Schluss: „Das ASAS40- Ansprechen war – unabhängig vom CRP-Wert – mit Ixekizumab deutlich besser als unter Placebo.“ [7]

Patienten profitieren von hoher Wirksamkeit in der Praxis

Die vorgestellten Patientenbeispiele zeigten deutlich: Keine Erkrankung ist wie die andere und bei jedem Patienten bedarf es einer umfassenden Anamnese und eines individuellen Therapieregimes, um den Patienten eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. Dabei ist die Erweiterung des Therapiespektrums ein wichtiger Faktor. „Zum Glück haben wir heute wirksame Therapien, die gut verträglich sind. Ausgehend von meinen ersten Erfahrungen zeigte sich für Ixekizumab bei meinen Patienten eine überzeugende Effektivität sowohl nach Therapieversagen von anderen bDMARDs als auch als First-Line-Biologikum nach NSAR“, resümierte Reuss-Borst. „Die Studiendaten unterstreichen die guten Erfahrungen, die ich in der Praxis gemacht habe.“

Quelle: Webkonferenz „Rheumatologie im Dialog – Taltz® in der axSpA: Was können wir erwarten?“, 3. Dezember 2020; Veranstalter: Lilly

Literatur

1. Deodhar A et al. Lancet 2020; 395: 53–64
2. Deodhar A et al. Arthritis Rheumatol 2019; 71 (4): 599–611
3. van der Heijde D et al. Lancet 2018; 392: 2441–2451
4. Dougados M et al. Ann Rheum Dis 2020; 79(2): 176–185
5. Mease PJ et al. Ann Rheum Dis 2020; 79 (Suppl 1) Abstract FRI0286
6. Mease PJ et al. Rheumatol Ther. 2019; 6(3): 435-450
7. Reveille et al. Arthritis Rheumatol. 2020; 72 (suppl 10) Abstract 0904

*Taltz® ist angezeigt bei erwachsenen Patienten mit aktiver röntgenologischer axialer Spondyloarthritis, die auf eine konventionelle Therapie unzureichend angesprochen haben, sowie bei erwachsenen Patienten mit aktiver nicht-röntgenologischer axialer Spondyloarthritis mit objektiven Anzeichen einer Entzündung, nachgewiesen durch erhöhtes C-reaktives Protein (CRP) und/oder MRT, die unzureichend auf NSAR angesprochen haben.