Rheumatologie

Was Rheumatolog*innen von Dermatolog*innen lernen können

Ein Symposium im Rahmen des 51. Deutschen Rheumatologiekongresses in Leipzig behandelte die Wirksamkeit neuer Therapien bei Psoriasis und häufigen entzündlichen Dermatosen (IL-23i, IL-17A/Fi, TYK2i). Es referierte hierzu Dr. med. Georgios Kokolakis, Leiter der klinischen Forschung und Patientenversorgung (Acne Inversa und Psoriasis) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Die bekannten Therapien in der Behandlung von Psoriasis fokussieren sich zum einen auf die Hemmung des IL-17A/A Homodimers und IL-17A/F Heterodimers als Rezeptorantagonisten durch Secukinumab und Ixelizumab, sodass die genannten Interleukine nicht an den vorgesehenen Rezeptor binden. Zum anderen werden durch Brodalumab die Rezeptoren gehemmt, sodass keine Interleukine an diese binden können. Neu sei das Bimekizumab, das ähnlich wirke wie Secukinumab und Ixelizumab, nur den Rahmen des Wirkungsspektrums erweitere, da auch das IL-17F/F gehemmt werde. Das sei sehr vorteilhaft, denn die Häufigkeit des IL-17F übersteige das des IL-17A auf der Haut.

Eine dazu veröffentlichte Studie [1] zeigte eine Verbesserung der Psoriasis von rund 90% nach 16 Wochen. Bei dieser Studie wurden auch andere Biologika wie Ustekinumab, Adalimumab und Secukinumab getestet, die jedoch im Vergleich weniger wirksam bei der Interleukin-Hemmung waren als Bimekizumab. Bimekizumab finde eine Anwendung in der Psoriasis-Behandlung (PsA), in der axialen Spondyloarthritis (SpA) und auch bei der Acne inversa (AI).

Seit kurzer Zeit ist Secukinumab nun auch für die Anwendung bei AI zugelassen. [2] Dies sei vor allem für Behandlungen paradoxer Reaktionen wie AI-Entstehung nach der Behandlung von Psoriasis mit TNF-α-Blockern relevant, da an dieser Stelle über eine Medikamentenumstellung hin zu IL-17-Blockern nachgedacht werden sollte.

Ein von Kokolakis hervorgehobenes Highlight war eine vor kurzem veröffentlichte Proof-of-Concept-Studie, bei der IL-17A Inhibitoren erstmals in oraler Form in der Behandlung von Psoriasis zur Anwendung kamen. Durch eine räumliche Strukturänderung des Moleküls könne sich das IL-17 AA nicht bilden und dadurch die Rezeptoren nicht binden. [3]

Tildakizumab finde bei der Arthrose bereits seit einigen Jahren Anwendung und habe sich durch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bewährt. Entweder könne man eine niedrige Dosis von 100 mg alle drei Monate verwenden oder sogar je nach Verträglichkeit der Patient*innen eine höhere Dosis von 200 mg in einer einmaligen Spritze anwenden. Jetzt versuche man, in einer neuen Studie eine Zulassung für die Anwendung der einmaligen Behandlung von PsA zu erwirken.

Ein weiteres Highlight sei die erstmalige Entwicklung eines oralen Peptids, das IL-23 Rezeptoren gezielt bindet. [4] IL-12 Rezeptoren hingegen blieben außen vor. Derzeit werde das Medikament auf der Haut getestet. Der Vorteil dieses Medikaments sei die selektive Hemmung pro-inflammatorischer Signale ohne die Entfaltung typischer Nebenwirkungen wie der Einschränkung der systemischen Funktionen.

Klinisch werde Deucravacitinib, ein niedermolekularer, selektiver Kandidat, auf seine allosterische Hemmfähigkeit der TYK2-Kinase getestet, um das Zytokin-Signaling downstream einzuschränken. In Bezug auf die Sicherheit des Wirkstoffs konnte keine Erhöhung der Anzahl der Lymphozyten beobachtet werden, auch die Blutwerte und die Keratinkinase-Werte waren konstant im Normalbereich.

Die klinische Relevanz sei dadurch bedeutsam, dass die Zulassung ohne Monitoring erfolgte, sodass das Medikament auch für multimorbide Patient*innen geeignet sei. Lediglich auf Hepatitis und Tuberkulose werde zu Beginn gescreent. Eine nennenswerte Nebenwirkung sei eine leichte Akne im Dekolletee-Bereich, die bei der Anwendung auftrete.

Quelle: Symposium „Was die Rheumatologin/der Rheumatologe von der Dermatologin/dem Dermatologen lernen kann“ im Rahmen des 51. Deutschen Rheumatologiekongresses, 1. September 2023, Leipzig

Literatur

1. Reich K et al. Lancet. 2021 Feb 6; 397(10273):487-498.

2. Kimball AB et al. Lancet. 2023 Mar 4; 401(10378):747-761.

3. Paller AS et al. J Am Acad Dermatol. 2020;82(2):389-397.

4. Fourie A et al. Presented at ISID 2023, May 10-13.