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Aktuelle Forschungsaktivitäten zu Lupus erythematodes und Sjögren-Syndrom

Autoimmunerkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes (SLE) und primäres Sjögren-Syndrom (pSS) sind chronisch entzündliche Erkrankungen, bei denen Anomalien der B-Zell-Funktion eine zentrale Rolle spielen und die weiterhin mit therapeutischen Herausforderungen verbunden sind, die bei einer virtuellen Plenarsitzung im Rahmen des diesjährigen DGRh- Kongresses diskutiert wurden.

Trotz der jüngsten Verbesserungen bei der Behandlung des systemischen SLE tragen Krankheitsaktivität, Komorbidität und Arzneimitteltoxizität signifikant zum Risiko progressiver irreversibler Schäden und erhöhter Mortalität bei Patienten mit dieser chronischen Krankheit bei. Die derzeitige 15-Jahres-Mortalitätsrate liegt bei etwa 18%, schilderte Prof. Richard Alan Furie, Rheumatologe am Feinstein Institute for Medical Research in New York (USA). Im Zusammenhang mit SLE sind besondere Herausforderungen im Praxisalltag u.a. Morbidität (z.B. Lupus nephritis), Flaires und allgemein der Erhalt der Lebensqualität der Patientinnen und Patienten. So berichten SLE- Patienten in Remission häufig von Restsymptomen wie Fatigue, die einen erheblichen Einfluss auf ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität haben können, gab der Experte zu bedenken. [1]

In den letzten Jahrzehnten hat sich das SLE-Behandlungsspektrum von der Verwendung von Hydroxychloroquin, systemischen Glukokortikosteroiden und herkömmlichen Immunsuppressiva bis hin zu Biologika erweitert. B-Zellen sind ein viel- versprechender Ansatz für neuartige SLE-Therapien. Im Jahr 2011 erhielt Belimumab (Benlysta®), ein vollständig humanisierter monoklonaler Antikörper, der die Aktivierung und Proliferation von B-Zellen hemmt, die Zulassung der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) zur Behandlung von SLE bei Erwachsenen. Derzeit stehen weitere B-Zell-gerichtete Therapien zur Diskussion, einschließlich solcher, die auf B- Zell-Oberflächenantigene abzielen (Rituximab, Ocrelizumab, Ofatumumab, Obinutuzumab, Obexelimab, Epratuzumab, Daratumumab). [2]

B-Zellen als Target für neuartige SLE-Therapien

Unter diesen Substanzen erreicht der humanisierte monoklonale Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab eine höhere B-Zell-Depletion als beispielsweise Rituximab und Ofatumumab, schilderte Furie. In der Phase-II Studie NOBILITY zeigte Obinutuzumab bei Patienten mit proliferativem Lupus nephritis zusätzlich zur Standardtherapie (+ NMF) ein besseres renales Ansprechen als im Vergleich zu Placebo. Aktuelle 2-Jahres-Daten zeigen einen anhaltenden Nutzen von Obinutuzumab in Woche 104, etwa 18 Monate nach der endgültigen Obinutuzumab-Infusion (vgl. Abb. 1).

Das angewendete Dosierungsschema ermöglichte eine Rückkehr peripherer B-Zellen bis Woche 104. Es wurden keine unerwarteten Sicherheitssignale verzeichnet. Das Potenzial von Obinutuzumab bei Lupus nephritis wird in der Phase-3-Studie REGENCY weiter untersucht, stellte der Experte in Aussicht. [3]

Anifrolumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper gegen die Typ-I-Interferonrezeptor-Untereinheit
1 (anti-Typ-1 IFNR), der zur Behandlung von systemischem Lupus erythematodes (SLE) untersucht wurde. Die monatliche Verabreichung von Anifrolumab (300 mg) führte zu einem höheren Prozentsatz von Patienten mit einem Ansprechen in Woche 52 als im Vergleich zu Placebo. Der Prozentsatz der Patienten, die ein BICLA-Ansprechen aufwiesen, betrug 47,8% in der Anifrolumab-Gruppe (n=180) und 31,5% in der Placebo-Gruppe (n=182) (Differenz 16,3 %; p=0,001). Herpes zoster und Bronchitis traten bei 7,2% bzw. 12,2% der Patienten auf, die Anifrolumab erhielten, so Furie. Im August 2021 erhielt Anifrolumab die FDA- Zulassung für die Behandlung von erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer SLE, die eine Standardtherapie erhalten. [4]

Abb. 1: Anhaltender Nutzen von Obinutuzumab bei proliferativem Lupus nephritis.

Ianalumab beim Sjögren-Syndrom

Das Sjögren-Syndrom (SS) ist eine Autoimmunerkrankung, die unter anderem durch B-Zell-Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Prof. Dr. med. Thomas Dörner, Leiter der Sprecstunde für Klinische Hämostaseologie an der Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité Berlin, präsentierte aktuelle Studiendaten zur Wirksamkeit und Sicherheit von Ianalumab (VAY736) bei Patienten mit aktivem primären Sjögren-Syndrom (pSS). In einer monozentrischen, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-II-Studie (n=27) zeigte die Einzeldosis (3 mg/kg (n=6) oder 10 mg/kg (n=12)) von Ianalumab eine starke und anhaltende B-Zell-Depletion. Diese ersten Ergebnisse haben zu weiteren Untersuchungen zum therapeutischen Nutzen bei Patienten mit pSS geführt, schilderte Dörner. [5]

In einer weiteren Untersuchung wurden 190 pSS-Patienten eingeschlossen, die alle 4 Wochen (Q4W) Dosen von VAY736 (s.c. 5, 50 oder 300 mg) oder Placebo erhielten. Ianalumab 300 mg wurde im Beobachtungszeitraum von bis zu 52 Wochen gut vertragen. Eine kontinuierliche Dosierung von 300 mg s.c. Q4W war mit einem einen anhalteden klinischen Nutzen assoziiert, so das Fazit des Experten. [6]

Quelle: Virtuelle Plenarsitzung „Neue Behandlungskonzepte bei Systemerkrankungen“ im Rahmen des DGRh-Kongresses, 17. September 2021

Literatur

1. Basta F, Fasola F, Triantafyllias K, Schwarting A. Rheumatol Ther. 2020;7(3):433-446.
2. Bag-Ozbek A, Hui-Yuen JS. Ther Clin Risk Manag. 2021;17:39-54.
3. Furie R et al. Arthritis Rheumatol. 2020; 72 (suppl 10).
4. Morand EF, Furie R, Tanaka Y, et al. N Engl J Med. 2020;382(3):211-221.
5. Dörner T, Posch MG, Li Y, et al. Ann Rheum Dis. 2019;78(5):641-647.
6. Dörner T et al. Arthritis Rheumatol. 2021; 73 (suppl 10).