Argumente zur Entscheidungsfindung bei Flüssig- und Schaum-Sklerotherapie
Von millimetergroßen Besenreisern über schmerzhafte Ödeme, Stamm- oder Seitenastvarizen bis hin zu venösen Ulzera: Bei der Varikose und der chronisch venösen Insuffizienz können sich die klinischen Erscheinungsbilder und Schweregrade erheblich unterscheiden. Entsprechend variieren auch Therapiemotivation und Erwartungshaltung der Patient*innen.
Mit der Flüssig- und Schaum-Sklerotherapie steht phlebologisch tätigen Ärzt*innen eine bei allen Varikoseformen anwendbare endovenöse und leitliniengerechte Behandlungsmethode zur Verfügung. Über die außergewöhnliche Vielseitigkeit hinaus bietet sie etliche weitere Vorteile. So ist die Sklerotherapie z.B. im Allgemeinen nebenwirkungsarm und schmerzärmer sowie kosteneffektiver als konkurrierende operative oder thermische Verfahren – Qualitäten, die im Beratungsgespräch herausgestellt werden sollten, so dass Patient*innen die Vor- und Nachteile der einzelnen Verfahren einschätzen und sich gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt für eine Behandlungsmethode entscheiden können.
Als chronisch-progrediente Erkrankung ist die Varikose kein rein kosmetisches Problem. Bleiben Varizen länger unbehandelt, drohen ohne geeignete Therapie Hautveränderungen bis hin zu schlecht heilenden Ulzera und thrombotische Ereignisse. Im Patient*innengespräch sollte umfassend über das Krankheitsbild, Prognosen und therapeutische Möglichkeiten wie die Sklerosierung informiert werden.
Die individuelle Erwartungshaltung klären
Die Erwartungen der Patient*innen in Bezug auf geplante Therapiemaßnahmen können individuell stark variieren – von der Verbesserung des ästhetischen Erscheinungsbildes bis zur Heilung oder Verhinderung des Fortschreitens von Beschwerden. So sollte besonders Patient*innen mit C1-Varizen (gemäß CEAP) vermittelt werden, dass für die Therapie von Besenreisern und retikulären Krampfadern – unabhängig von der Methode – etwas Geduld nötig ist, da es mehrere Wochen dauern und wiederholte Sitzungen erfordern kann, bis das optimale Ergebnis erreicht wird. Gerade im ästhetischen Bereich empfiehlt sich zudem ein Vorher-nachher-Bildvergleich, um den Fortschritt und das Ergebnis der Behandlung anschaulich zu dokumentieren. Losgelöst von der klinischen Ausprägung der vorliegenden Venenerkrankungen ist es generell wichtig, den Patient*innen bewusst zu machen, dass die Varikosis eine chronische Erkrankung ist, bei der es nach erfolgreicher Behandlung bei jeder Behandlungsmethode zu Rezidiven kommen kann.
Auf minimalinvasive Verfahren verweisen
Viele Patient*innen haben zunächst Befürchtungen bezüglich der Invasivität und möglicher Nebenwirkungen der Krampfaderbehandlung. Mit dem Verweis auf schonendere und minimalinvasive endovenöse Behandlungsmethoden, die heutzutage statt operativer Eingriffe häufig zur Anwendung kommen, lassen sich diese Sorgen schnell entkräften. Gerade die Sklerotherapie kann gleichermaßen gesundheitlich vorbelasteten Personen wie stark eingespannten Berufstätigen empfohlen werden. Da die einzelnen Termine in der Regel eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, lassen sie sich eventuell sogar in der Mittagspause oder vor bzw. nach der Arbeit absolvieren. Tatsächlich können die Patient*innen sofort wieder ihren gewohnten Alltagsaktivitäten nachgehen, was der Therapiebereitschaft und Compliance sehr förderlich sein dürfte. Die meisten Patient*innen sind erleichtert zu hören, dass es Therapiemethoden gibt, bei denen Haut- und Nervenschäden, Wundheilungsstörungen oder Narbenbildungen ausgesprochen selten oder ausgeschlossen sind und dass keine chirurgischen Schnitte nötig sind.
Die Behandlungsmethode begründen und erläutern
Auch bezüglich möglicher Indikationen ist die Sklerotherapie im Vergleich zu anderen Therapieoptionen klar im Vorteil. Bei Patient*innen mit kosmetisch störenden Besenreisern und retikulären Varizen ist die Flüssig-Sklerotherapie laut Leitlinien sogar First-Line-Treatment, da sie bis zu 90%ige Verbesserungen erzielt. [1] Mit der Schaum-Sklerotherapie wiederum lassen sich unter anderem Stamm-, Seitenast-, Rest- und Rezidivvarizen sowie insuffiziente Perforansvenen und periulzeröse Venen behandeln – einschließlich stark geschlängelter Gefäße, die mit den thermischen Verfahren wie Laser- und Radiofrequenztherapie nur eingeschränkt therapiert werden können. Aufgeschäumtes Sklerosierungsmittel lässt sich vom Blut schlechter verdrängen, verteilt sich besser in den Venen und wirkt aufgrund der längeren Kontaktzeit mit der Venenwand selbst bei geringerer Dosierung stärker, was bei Venenveränderungen der Stadien C2 bis C6 gemäß CEAP die Verschlussraten deutlich erhöht.
Über Verträglichkeit und Sicherheit informieren
Ein weiteres ausschlaggebendes Argument für die Sklerotherapie ist die wissenschaftliche Evidenz zu deren Effektivität und Sicherheit, die sich auch in den Leitlinienempfehlungen widerspiegelt. [1,2] Während der verhältnismäßig langen klinischen Anwendungshistorie des endovenösen Verfahrens sind zahlreiche Studien und Vergleichsstudien sowie mehrere Cochrane-Analysen erschienen [2], die das günstige Nutzen-Risiko-Profil der Sklerotherapie bestätigen. Eine kürzlich publizierte multizentrische französische Studie bescheinigt der ultraschallgesteuerten Schaum-Sklerotherapie jetzt, bei der Behandlung von Varizen der Vena saphena parva ebenso gute klinische Ergebnisse zu erzielen und die Lebensqualität im gleichen Maße zu verbessern wie die endovenöse Laserablation. [3| Aufgrund ihrer guten Verträglichkeit kann die Sklerotherapie selbst adipösen, multimorbiden, hoch betagten oder mit Antikoagulantien behandelten Venenpatient*innen empfohlen werden.
Quelle: Kreussler Pharma GmbH
Literatur
1. Rabe E et al. (Fassung von 2018). Leitlinie Sklerosierungsbehandlung der Varikose (ICD 10: I83.0, I83.1, I83.2, I83.9). AWMF-Leitlinien-Register-Nr.: 037-015. Entwicklungsstufe: S2k.
2. Rigby KA et al. Surgery versus sclerotherapy for the treatment of varicose veins. Cochrane Database Syst Rev. 2004 Oct 18;(4):CD004980.
3. Hamel-Desnos C. Contemporary management of incompetence of the small saphenous
vein in the light of the recent results of the FOVELASS study. J Med Vasc. 2023 Nov- Dec;48(5-6):194-8.