Wirksamkeit von topischem Finasterid bei androgenetischer Alopezie
Etwa jeder zweite Mann unter 50 leidet an androgenetischer Alopezie (AGA), verursacht durch eine Überempfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber Dihydrotestosteron (DHT), was zu Haarausfall führt. DHT entsteht durch die Umwandlung von Testosteron durch das Enzym 5-alpha-Reduktase. Der 5α-Reduktase-Hemmer Finasterid, der dieses Enzym blockiert, war lange nur in oralen Darreichungsformen erhältlich, mit teilweise unerwünschten Wirkungen wie Erektionsstörungen oder verminderter Libido.
Finasterid-Spray gegen Haarausfall
Ende Dezember 2022 hat das Pharmaunternehmen Laboratoires Bailleul eine neue Formulierung des Wirkstoffes Finasterid als topisches Spray auf den Markt gebracht. Fynzur® wirkt lokal und direkt auf das Zentrum der Haarzwiebel. Durch Hemmung der 5α-Reduktase sinkt die DHT-Konzentration zielgerichtet auf der Kopfhaut. Das Präparat steigert das Haarwachstum und beugt weiterem Haarausfall bei Männern vor.
Studie bestätigt Wirksamkeit
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Fynzur® wurde in einer multizentrischen, doppelblinden, randomisierten, kontrollierten Double-Dummy-Phase-III-Studie bei erwachsenen männlichen Patienten im Alter von 18-40 Jahren (n=250) mit androgenetischer Alopezie (Stadium 3-5) gegenüber Placebo oder oralem Finasterid über 24 Wochen geprüft. [1] 105 Patienten erhielten Fynzur® 1-4 Sprühstöße/ täglich vs. topisch Placebo (n = 97) oder Finasterid oral (n = 48). Eine statistisch signifikante Veränderung gegenüber Baseline ergab sich bereits ab Woche 12. In Woche 24 zeigte sich topisch appliziertes Finasterid als signifikant wirksamer gegenüber Placebo (20,2 vs. 6,7 Haare; p < 0,001 im behandelten Areal) und ähnlich wirksam zu oralem Finasterid (21,1 Haare).
Geringe Nebenwirkungen, hohe Verträglichkeit
Dieses Ergebnis wurde mit einer deutlich geringeren systemischen Exposition gegenüber Finasterid und geringeren Auswirkungen auf die DHT-Konzentrationen im Serum im Vergleich zu oralem Finasterid erzielt. Topisches Finasterid wurde gut vertragen und wies ein Sicherheitsprofil auf, das sich nicht wesentlich von dem des Placebos unterschied. Die häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen waren Pruritus (2,2%, 0,6% bzw. 1,2% bei Gabe von topischem Finasterid, Placebo bzw. oralem Finasterid), Erythem (2,2%, 0% bzw. 0%) sowie Libidoverringerung bzw. -verlust (0,6%, 2,8% bzw. 4,8%). Fynzur® ist damit eine sinnvolle und dabei gut verträgliche Therapieoption bei androgenetischer Alopezie.
Literatur
1. Piraccini B.M. et al. JEADV 2022, 36: 286–294