Bodycontouring

Kalter Angriff auf hartnäckige Fettpolster

 Bodycontouring mittels Kryolipolyse

Kleine Fettpölsterchen an Bauch, Hüfte oder Beinen widersetzen sich oftmals dem Versuch, sie durch Sport oder gesunde Ernährung loszuwerden. Mittels Kryolipolyse ist es möglich, die Adipozyten kalt zu erwischen. Mit dem CoolSculpting®-System lassen sich lokalisierte Fettdepots an Bauch, Hüfte, Armen, Oberschenkeln und Kinn gut behandeln, berichtete Dr. Nadine Peukert, Fachärztin für Dermatologie, Münster, bei einem Seminar anlässlich der diesjährigen DDG-Tagung. Sie demonstrierte die Anwendung der nicht-invasiven, FDA-zertifizierten Methode an einer Probandin und schilderte ihre Erfahrungen aus der Praxis.

Viele Patienten wünschen sich eine Behandlung ihrer Fettpölsterchen, schrecken aber vor einem operativen Eingriff zurück und möchten keine langen Ausfallzeiten. Die Kryolipolyse sei hier ein geeignetes nicht-invasives Verfahren, um lokalisierte Fettdepots zu reduzieren, berichtete Peukert.
Die Methode basiert auf den Untersuchungen von zwei Harvard- Wissenschaftlern: sie stellten fest, dass Fettzellen hypersensitiv auf Kälte reagieren. [1] „Die häufigsten Indikationen, wegen denen Patienten in die Praxis kommen, sind Bauch und Flanken und mittlerweile auch das Doppelkinn“, sagte Peukert.

Greifbares Fett von Kinn bis Knie

Gute Kandidaten für die Kryolipolyse sind Patienten mit definierten lockeren Fettdepots, die sich mit den Händen greifen lassen. Die Methode eigne sich laut Peukert für Fettpolster im Bereich der Achsel und Brustaußenseite (BH-Fett), Oberarme, Bauch, Flanken, am Rücken, Oberschenkelinnen- und Außenseiten, Areal unterhalb des Po, mediales Kniefett sowie das Doppelkinn.

Eher ungeeignet seien Patienten ohne greifbare, klar definierte Fettdepots, mit Hautüberschüssen oder mit viszeralem Fett.

Abb. 1: Geeignete Indikationen für die Kryolipolyse.

Abb. 2: Anwendung von CoolSculping.

Sichere Anwendung: Sensoren überwachen die Haut

Zunächst sollte der Patient im 360°- Modus betrachtet und abgetastet werden, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen. Die Zielregion kann mit Hilfe von Schablonen angezeichnet werden. So empfehle es sich z.B. bei der Behandlung am Bauch den CoolCoreTM- Applikator viermal überlappend einzusetzen, so dass das Bild eines Diamanten entsteht. Der Applikator wird auf das gewünschte Behandlungsareal aufgelegt und das darunter befindliche Fettgewebe mit leichtem Unterdruck angesaugt. Die Dauer der Prozedur beträgt je nach Applikator zwischen 35 bis 75 Minuten. Zwischen dem Applikator und der zu behandelnden Körperstelle befindet sich ein Gelpad, das einen kontinuierlichen thermischen Kontakt zwischen Applikator und Haut gewährleistet und gleichzeitig die Haut vor Erfrierungen schützt. „Der Hersteller legt sehr viel Wert auf Sicherheit, daher überwachen zusätzlich die Freeze-DetectTM-Sensoren und die damit verknüpfte Software während der gesamten Behandlung die Haut. Wird eine beginnende Erfrierung erkannt, schaltet das Gerät automatisch ab“, erklärte Peukert. Nachdem die Anwendung sehr sicher sei, könne sie auch an das Praxispersonal delegiert werden. Erste Effekte seien nach drei Wochen sichtbar, das endgültige Behandlungsresultat nach vier Monaten zu bewerten, so Peukert. Bei asymmetrischen Befunden könne man die Körperseite mit mehr Fett einfach doppelt behandeln, empfahl sie.

Applikatoren für jedes Areal

Für die Behandlung der Körperregionen stehen unterschiedliche Applikatoren zur Verfügung: So z.B. der große CoolMaxTM für das Abdomen, der CoolCoreTM für Fettdepots an Unter- und Oberbauch, der CoolCurveTM für die Hüften und der gerade CoolFitTM für Arme und Unterschenkel, erklärte Peukert. Zudem kann letzterer für vertikale und schwer erreichbarer Areale wie Oberschenkelinnenseiten oder länglichere Fettpolster an Taille oder Bauch verwendet werden. Der CoolSmooth ProTM-Applikator saugt das Gewebe nicht an, sondern verfügt über Kühlplatten, die im Bereich der Außenschenkel (“Reiterhosen”) oder der Hüften zum Einsatz kommen. Mit dem CoolMiniTM lassen sich Doppelkinn, Fettpolster im Achselbereich, Knie-Innenseite und das Fettdepot über dem Knie behandeln.

Laut Peukert weist die aktuelle Generation der CoolAdvantageTM- Applikatoren einige Vorteile gegenüber den bisher verfügbaren Produk- ten auf: So sei die Behandlungsdauer in der Regel kürzer (meist 35 statt 60 Minuten) und der Patientenkomfort größer, da die Haut weniger stark angesaugt werde. Zudem könne mit einer größeren Pfanne (z.B. 10% mehr Behandlungsbereich bei CoolAdvantageTM vs. CoolCoreTM) eine gleichmäßigere Kühlung als bei einem Standard-Parallelplatten-Applikator erreicht werden. [2]

Das System sei sehr zuverlässig, so Peukert: „Bei mir sind alle Applikatoren ständig im Einsatz. Ich habe mein CoolSculpting-Gerät bereits seit 7 Jahren, nutze es nahezu täglich und es war bisher noch nie kaputt“ .

Massage steigert die Wirksamkeit

In den ersten Minuten der Behandlung kann der Patient durch das Ansaugen des greifbaren Fettes ein Kneifen, Ziehen oder Zerren an der Haut verspüren. Danach folgt die – für den Patienten beschwerdefreie – Erfrierungsphase. Wird der Applikator nach der Behandlung abgenommen, wölbt sich das behandelte Areal als sogenanntes “Butterfett” hervor. Der Bereich sollte dann für etwa zwei Minuten kräftig ausmassiert werden – dies könne ein bißchen unangenehm für die Patienten sein, berichtete Peukert. Doch die manuelle Massage erhöhe die Wirksamkeit der Behandlung um bis zu 68%; so zeigten Ultraschallmessungen bei massierten Patienten einen stärkeren Fettrückgang. [3] „Ich empfehle meinen Patienten auch in den ersten drei  Wochen nach der Behandlung, das Areal z.B. nach dem Duschen mit Bodylotion zu kneten“, so Peukert. Auch Lymphdrainagen seien empfehlenswert. Nach der Behandlung sollten die Patienten laut Peukert NSAR, Kortison oder Immunsuppressiva meiden, da dies die Resultate beeinträchtigen könne.

Nebenwirkungen

Bis zu vier Tage nach der Prozedur könnten, so Peukert, Muskelkaterähnliche Beschwerden auftreten, die Patienten seien aber ansonsten im Alltag nicht eingeschränkt und könnten auch Sport treiben. Vasovagale Reaktionen bzw. ein leichtes Schwindelgefühl sei postinterventionell vor allem bei Patienten mit relativ viel Bauchfett zu beobachten. Über 3-4 Wochen trete teilweise ein leichtes Taubheitsgefühl im behandelten Areal auf. Dies sei normal und sollte die Patienten nicht beunruhigen. In seltenen Fällen werde “Late onset pain” beobachtet. Peukert berichtete von einem Einzelfall aus ihrer Praxis, der durch die Gabe von Pregabalin reversibel war. Bei drei Patienten kam es zu einer vorübergehenden Panniculitis mit Knötchenbildung. Sie nutze das System seit etwa 7 Jahren und zeigte sich überzeugt vom Sicherheitsprofil: „In meiner Praxis gab es bisher keine Komplikation, die man nicht managen konnte”. Dies deckt sich auch mit Studiendaten: So folgerten die Autoren einer Metaanalyse von 19 Studien mit 1.445 Patienten, dass die Kryolipolyse ein sicheres und effektives Verfahren mit einer niedrigen Komplikationsrate (0,82%) sei. [4] Als mögliche Komplikationen nach der Behandlung wurden beschrieben: Hyposensibilität (> 4 Wochen), Schmerzen (> 2 Wochen), paradoxe Fettgewebshyperplasie, Konturunregelmäßigkeiten und vasovagale Reaktion.

Wie effektiv ist die Methode?

Klinische Daten verschiedener Studien ergaben eine 21-25%ige Fettreduktion durch das Verfahren.

[5, 6] Eine Studie untersuchte die Effektivität an der Oberschenkel- innenseite bei 45 Patienten [7]. Hier zeigte eine unabhängige Fotobeurteilung von Prüfärzten (verblindet), dass 91% der Bilder korrekt identifiziert wurden – also ein Vorher-Nachher-Effekt auf den Fotos sichtbar war. Eine Ultraschalllmessung ergab eine Fettreduktion um 2,8 mm und eine mittlere Reduktion des Oberschenkelumfanges um 0,9 cm. Wie gut das Ergebnis wirklich sei, sehe man an der Patientenbewertung, betonte Peukert: So waren 93% der Patienten zufrieden mit den Ergebnissen, 84% bemerkten die Fettreduktion, 89% würden die Methode weiterempfehlen und 91% wollen weitere Behandlungen. „Oft sehen die Patienten nach der Behandlung einer Region wie z.B. des Bauches die Ergebnisse, sind begeistert und wünschen sich dann meist Folgebehandlung in anderen Körperregionen”, schilderte Peukert ihre Erfahrungen. Dabei könne durch die Behandlung oft ein langfristiger Effekt erzielt werden. Sie präsentierte die Fallstudie eines Patienten, bei dem auch zwei Jahre nach der Behandlung und trotz einer Zunahme von 4,5 kg die behandelte Hüftseite noch deutlich erkennbar war. [8]

Mit Kälte gegen das Doppelkinn

Eine weitere Untersuchung mit 60 Patienten belegte die Wirksamkeit der Methode für die Behandlung submentaler Fülle. [9] Die Patienten erhielten zwei Behandlungszyklen mit dem CoolMiniTM. Die Ergebnisse zeigten eine 91%ige Verbesserung der Submentalfülle sowie eine signifikante mittlere Fettschichtreduktion um 2,0 mm nach 12 Wochen. Die Patientenzufriedenheit lag bei 83% und die Rate der Weiterempfehlung bei 80%.

„Das ist ein tolles Ergebnis, wenn man bedenkt, was sonst zur Verfügung steht”, kommentierte Peukert. So sei die klassische Liposuktion neben den OP-Risiken mit Schmerzen und etwa einer Woche Ausfallzeit verbunden und die Injektionslipolyse erfordere 3-4 Behandlungen im Abstand eines Monats mit jeweils 3-5 Tagen Ausfallzeit.

Kontraindikationen

Als Kontraindikationen nannte Peukert das Vorliegen einer Kryoglobulinämie, Kälteurtikaria, paroxysmalen Hämoglobinurie oder des Raynaud Syndroms. Auch bei Einnahme von Gerinnungshemmern, Gerinnungs- oder Durchblutungsstörungen sowie bei neuropathischen Erkrankungen (z.B. Herpes zoster, diabetische Neuropathie) sollte das Verfahren nicht angewandt werden. Ebenso nicht bei Patienten mit implantierten Herzschrittmachern oder Defibrillatoren. Nach Operationen wie einem Kaiserschnitt oder Leistenhernie sollte ein Abstand von einem halben Jahr eingehalten werden.

Quelle: Seminar “Nicht-invasive Fettbehandlung mit CoolSculpting®“ inklusive Live-Demonstrationen im Rahmen der 50. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 4. Mai 2019, Berlin; Veranstalter: Allergan

Literatur

1. Manstein D et al. Laser Surg Med. 2008; 40(9): 595-604
2. Kilmer S L et al. Lasers Surg Med 2017; 49: 64-8
3. Klein K et al. Lasers Surg Med 2009; 41(10): 785-90
4. Derrick CD et al. Aesth Surg J 2015; 35: 830- 6
5. Dierickx CC et al. Dermatol Surg 2013; 39:1209–1216
6. Sasaki G H et al. Aesthet Surg J. 2014; 34(3):420-431
7. Zelickson BD et al. Lasers Surg Med 2015; 47:120-7
8. Bernstein E F et al. Cosmet Dermatol 2016; 15(4): 561-4
9. Kilmer et al. Lasers Surg Med 2016; 48: 3-13