Plastische Chirurgie

Korrektur des Double-Bubble-Effekts mittels polyurethanbeschichteter Implantate

Brustvergrößerungen sind verbreitete plastisch-chirurgische Eingriffe, bei welchen der sogenannte Double-Bubble-Effekt (DBE) eine schwere Komplikation darstellt. Patientinnen mit DBE zeigen ein charakteristisches Bild mit zwei parallelen Falten, die über den unteren Pol der Brust laufen. Die aus Sicht des Behandlers vordere Falte entspricht der natürlichen Inframammärfalte. Die hintere Falte dagegen entspricht der Ausdehnung der periprothetischen Tasche, die zum Zeitpunkt des Eingriffs angelegt wird.

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Die Ursachen für den DBE sind nicht eindeutig geklärt. Beispielsweise wurde bei submuskulären Augmentationen eine Abwärtswanderung des Implantats diskutiert. [1] Auch Patientinnen mit einem großen natürlichen Brustvolumen neigen zu einem DBE. Darüber hinaus stellen postpartale Atrophien einen bekannten Risikofaktor dar. [2]

Ein mögliches Mittel zur Vermeidung des DBE ist die Verwendung von polyurethanbeschichteten Implantaten (PU-Implantate), da angenommen wird, dass diese Implantate die Kapselkontraktur reduzieren. [3-5]

Kasuistik

Im April 2017 bat eine 47-jährige Patientin um Korrektur eines DBE. Bei der Entfernung der alten Implantate zeigte sich, dass eine Implantatdislokation nach kaudal den DBE verursacht hatte. In der Folge wurde die Patientin dreimal submuskulär mit konventionellen Implantaten versorgt, wobei die Implantattasche jedes Mal erneut rekonstruiert wurde.

Nach jedem Eingriff kam es erneut zu einem DBE-Rezidiv, da die Verwachsung des Musculo-Facialis-Komplexes aus M. pectoralis major, M. serratus ant., M. obliquus ext. abd. und M. rectus abd. an den Brustkorb nicht ausreichte, um die Retention des Implantats zu sichern.

Vor diesem Hintergrund wurden Implantate gesucht, die eine bessere Verwachsung mit dem umliegenden Gewebe gewährleisten. Daraufhin wurden PU-Implantate des Anbieters Polytech als Alternative zu den aktuellen unbeschichteten Implantaten vorgeschlagen.

Im Februar 2019 stimmte die Patientin der Verwendung von PU- Implantaten (380 ml) zu und äußerte den Wunsch, dass sie in jedem Fall runde Implantate erhalten wolle.

Vor dem Einsetzen der Implantate erfolgt eine erneute Rekonstruktion der physiologischen Verbindung zwischen dem Musculo-Facialis- Komplex und dem Brustkorb. Der Eingriff erfolgte mit dem empfohlenen Sicherheitsabstand des Herstellers von 2 cm. Zur Absicherung des späteren Ergebnisses wurden die Implantate noch für drei Tage mit einem Verband fixiert.

Zwei Wochen nach der Operation war die Patientin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Alle Nachuntersuchungen verliefen befundlos. Vor diesem Hintergrund kann die Behandlung des rezidivierenden DBE mit PU- Implantaten als erfolgreich bewertet werden.

Abb. 1a-d: Patientin vor Implantation der PU-Implantate frontal (l.o.) und seitlich (l.u.) sowie danach frontal (r.o.) und seitlich (r.u.).

Fazit

Auf Basis des vorgestellten Falls kann geschlussfolgert werden, dass der DBE dadurch entsteht, dass die Verwachsung des Musculo-Facialis-Komplexes mit dem Brustkorb dem Gewicht des Implantats, der Kontraktion der Brustmuskulatur und der Kraft aus der normalen Bewegung nicht standhalten kann, sodass es zu einem kaudalen submuskulären Absinken des Implantats kommt.

In der Literatur wird berichtet, dass PU-Implantate die Implantatsdislokation über eine Reduktion der Kapselkontraktur verhindern können. [1] Dies konnte beispielsweise von Vazquez und Pellon [5] in einer Studie mit 1.257 Frauen bestätigt werden, von denen 180 über einen Follow-up-Zeitraum von 15 Jahren nach der Brustvergrößerung begleitet wurden. Die Inzidenz einer Kapselkontraktion betrug in diesem Studienkollektiv 1%.

In einer weiteren Untersuchung konnte gezeigt werden, dass zwischen der Prävalenz einer Kapselkontraktur und der Menge der PU-Beschichtung auf den Brustimplantaten eine inverse Korrelation besteht. [6]

Eine erfolgreiche Behandlung eines einmal aufgetretenen DBE beruht demnach einerseits auf der sorgfältigen Rekonstruktion der Implantattasche, andererseits ist auf die Verwendung von Implantaten zu achten, welche die Rekonstruktionsnähte nicht mehr als nötig belasten, was durch gut einwachsende PU- Implantate erreicht werden kann.

Literatur

1. Lee HK et al. (2011). Subpectoral and precapsular implant repositioning technique: correction of capsular contracture and implant malposition. Aesthetic plastic surgery, 35(6), 1126–1132.

2. Hidalgo DA (2000). Breast augmentation: choosing the optimal incision, implant, and pocket plane. Plastic and reconstructive surgery, 105(6), 2202–2216.

3. Handel N et al. (1991). Comparative experience with smooth and polyurethane breast implants using the Kaplan-Meier method of survival analysis. Plastic and reconstructive surgery, 88(3), 475–481.

4. Barone FE et al. (1992). The biomechanical and histopathologic effects of surface texturing with silicone and polyurethane in tissue implantation and expansion. Plastic and reconstructive surgery, 90(1), 77–86.

5. Vazquez, G. et al. (2007). Polyurethanecoated silicone gel breast implants used for 18 years. Aesthetic plastic surgery, 31(4), 330–336.

6. Castel, N. et al. (2015). Polyurethane-coated breast implants revisited: a 30-year follow-up. Archives of plastic surgery, 42(2), 186.