Aktinische Keratose

Aktinische Keratosen: erkennen, behandeln, vorbeugen

M. Freyer

Patienten mit aktinischen Keratosen (AK) sind chronische Patienten im Versorgungsalltag. Bei einer breiten Population mit Feldkanzerisierung besteht hoher Bedarf an verträglichen und wirksamen Therapieoptionen. Hier bietet der langjährig etablierte Wirkstoff 5-Fluorouracil eine wirksame und verträgliche Option. Eine 4%ige Creme mit 40 mg/g 5-Fluorouracil (Tolak®) bietet eine vergleichbare Wirksamkeit wie die bisher übliche Therapie mit 5%iger 5-Fluorouracil-Creme, muss bei optimierter lokaler Verträglichkeit jedoch nur 1x täglich angewendet werden. [1]

Nicht-melanozytäre Tumore (non melanoma skin cancer, NMSC), die aus aktinischen Keratosen hervorgehen können, gehören zu den häufigsten Tumoren überhaupt [2], so Prof. Dr. Eggert Stockfleth, Direktor der Hautklinik am Universitätsklinikum Bochum, bei einem Mittagsseminar im Rahmen der 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI 2022) in München. Zur Diagnostik der AK sagte er: „Die Diagnose ist einfach, wenn sich das so wie Schmirgelpapier anfühlt, dann sind Sie sicher. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ist die Histologie Mittel der Wahl.“ Die aktuelle Leitlinie zu aktinischen Keratosen gibt klare Empfehlungen zur Diagnose: Bei typischem klinischen Befund ist keine histologische Diagnostik notwendig. Bei Therapieresistenz und klinisch unklarem Befund sollte eine Gewebeprobe entnommen werden. [3]

Feldkanzerisierung im Blick

Die UV-induzierten Läsionen der AK entwickeln sich zu rauen, verhornten und schuppenden Flecken, die hautfarben, gerötet oder bräunlich verfärbt sein können. Da man bei AK-Patienten meist auch eine Feld- kanzerisierung betroffener Areale beobachtet, sollte man die Behandlung in der Fläche im Blick haben und auch feldgerichtet therapieren. Denn auch nach der Behandlung einzelner Läsionen kann man mit Bildgebungsmethoden häufig eine breite Feldkanzerisierung in der Fläche feststellen. Hier soll die rechtzeitige Behandlung betroffener Hautareale mit der Therapie im Feld eine präventive Wirkung zeigen. [4]

Sichtbare Läsionen kein Prädiktor für Anzahl der AK-Läsionen

Subklinische Läsionen im Feld können nicht per Blickdiagnose identifiziert werden und ihre Zahl ist unabhängig von der Häufigkeit der sichtbaren Läsionen. In einer aktuellen Analyse von Studiendaten zum Einsatz von 5-Fluorouracil(5-FU)-Creme bestätigte sich: Die Anzahl der sichtbaren Läsionen bei Therapiebeginn ist ein schlechter Indikator für den Grad der Feldkanzerisierung. [5] Stockfleth betonte, dass AK-Patient*innen chronische Patienten seien, die man immer wieder einladen müsse, in die Praxis zu kommen. Und er appellierte, nicht einzelne Läsionen anzugehen, sondern in der Fläche zu therapieren: „Behandeln sie das Feld, behandeln Sie mit dem, was Sie in der Praxis haben.“ Die Leitlinie bietet eine ausgewogene Darstellung der in Deutschland zugelassenen Therapieoptionen. [3] Stockfleth riet von einer Strahlentherapie zur Behandlung der Feldkanzerisierung ab.

Weniger schwere Nebenwirkungen unter 4% 5-FU-Creme

Der Wirkstoff 5-Fluorouracil (5-FU) schnitt bei einem direkten Vergleich von vier feldgerichteten Therapien als wirksamster Therapieansatz ab. [6] 5-FU wird seit Jahren als Creme eingesetzt und ist auch in der aktuellen Leitlinie aufgeführt. [3] Mit einer neuen Formulierung bietet eine Creme mit 40mg/g 5-FU (Tolak®) nun ein niedriger dosiertes, aber vergleichbar wirksames Dermatikum: In einer multizentrischen, doppelblinden, Vehikekontrollierten Studie (n=841) wurde die 1x tägliche Anwendung der 4% 5-FU-Creme mit der 2x täglichen Anwendung von 5% 5-FU-Creme und einem Vehikel als Kontrolle verglichen. Nach vier Wochen zeigten die beiden Behandlungsgruppen ein vergleichbares Ansprechen: 80,5% versus 80,2% der Patienten hatten 75% weniger Läsionen (s. Abb. 1). Die Therapie mit der 40mg/g Creme muss jedoch nur 1x täglich durchgeführt werden, die gängige 5% 5-FU- Creme muss hingegen 2x täglich angewendet werden. Die geringer dosierte Formulierung zeigte damit bei nur 1x täglicher Anwendung eine vergleichbare Abheilungsrate – aber bei deutlich weniger Nebenwirkungen, wie Stockfleth betonte.

Die optimierte Verträglichkeit mit weniger schweren Hautreaktionen führte auch zu einer verbesserten Compliance bei den Patient*innen (10,1% Behandlungsabbrüche vs. 14,9% unter 5% 5-FU). [7] Wie Stockfleth betonte, ist der Einsatz von 4% 5-FU-Creme auch eine der empfohlenen Therapieoptionen im Behandlungsalgorithmus für AK.

 

Abb. 1: Tolak® Creme mit 40mg/g 5-Fluorouracil wird nur 1x täglich angewendet und ist bei optimierter lokaler Verträglichkeit vergleichbar wirksam wie die bisher übliche Therapie mit 5%iger 5-Fluorouracil-Creme 2x täglich.

Fallbeispiele für Feldtherapie

Wie komplex sich die Feldtherapie bei älteren Patient*innen gestalten kann, zeigte Prof. Thomas Dirschka, CentroDerm Wuppertal, an einigen Fallbeispielen seiner AK-Patient*innen. Im breiten Feld von AK-Läsionen können auch akantholytische AK auftreten. Bei behandlungsresistenten Läsionen hilft die Histologie weiter, bei der in einem Fall beispielsweise ein atypisches Fibroxanthom diagnostiziert wurde. Dirschka rief zudem dazu auf, AK auch bei Patient*innen in Alten- und Pflegeheimen zu therapieren: Beispiele zum Einsatz von Tolak® Creme mit 40mg/g 5-Fluorouracil zeigten hier gute Erfolge. Die 1x tägliche Gabe [1] erleichtere dabei den Routineeinsatz bei älteren Patienten ungemein.

Literatur

  1. Fachinformation Tolak® 40 mg/g Creme, Pierre Fabre Dermo-Kosmetik, Stand August 2020
  2.  Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister e.V. (GEKID), Zentrums für Krebsregisterdaten (ZfKD) im Robert Koch-Institut: Krebs in Deutschland für 2017/2018. https:// www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Publikationen/Krebs_in_Deutschland/kid_2021/ krebs_in_deutschland_2021.pdf?__blob=publi- cationFile (abgerufen am 30.9.2022)
  3. S3-Leitlinie Aktinische Keratose und Plattenepithelkarzinom der Haut, Version 1.1, März 2020, AWMF Registernummer: 032/022OL, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/ fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/ Aktinische_Keratosen_und_PEK/LL_Aktinische_Keratosen_PEK_Lngversion_1.1.pdf (abgerufen am: 04.09.2022) Die Leitlinie befindet sich momentan in Revision, deren Konsultationsphase am 13.07.2022 abgelaufen ist. Derzeit werden die eingegangenen Kommentare und Überarbeitungsvorschläge von der Leitliniengruppe geprüft.
  4. Stockfleth E. JEADV 2017,31(Suppl. 2), 8-11
  5.  Stockfleth E et al. Curr Ther Res Clin Exp.2021 Dec 22;96:100661
  6. Jansen MHE. N Engl J Med. 2019; 380(10): 935-946
  7. Dohill MA. J Drugs Dermatol. 2016; 15(10): 1218-1224