Aktinische Keratose

Aktinische Keratosen: Innovative Diagnostik und Therapie

A. Müller

Bei einem Symposium im Rahmen des Deutschen Hautkrebstages und der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) informierten Prof. Dr. Julia Welzel, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg, und Prof. Dr. Rolf-Markus Szeimies, Chefarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie in Recklinghausen, über Diagnose und effektive Behandlung von nicht-melanozytärem Hautkrebs.

Eine frühe und zutreffende Diagnose ist bei allen Formen von Hautkrebs der Schlüssel zur Einleitung einer erfolgreichen Therapie. „Das Auftreten einer aktinischen Keratose steht mit einem erhöhten Risiko für eine ernsthafte Hautkrebserkrankung im Zusammenhang“, so Prof. Welzel. „Das Risiko, ein weiteres Basalzellkarzinom innerhalb von drei Jahren nach Erstdiagnose zu entwickeln, liegt bei 44%. Beim Plattenepithelkarzinom liegt dieses Risiko bei 18%.“

Ziel von Diagnostik und Therapie aktinischer Keratosen (AK) sei u.a. die Verhinderung der Progression in ein Plattenepithelkarzinom (SCC). Welche AK das Potenzial haben, sich zu einem invasiven SCC zu entwickeln, könne aber durch die bislang gängigen Klassifikationssysteme wie die von Olsen oder Röwert-Huber sowie durch die klinische oder histologische Klassifikation nicht bestimmt werden. Wurde zuvor davon ausgegangen, dass besonders hyperkeratotische AK ein hohes Mutationsrisiko bergen, so weiß man spätestens seit der Arbeit von Fernández-Figueras et al. [1], dass die AK vom Typ I mit atypischen Basalzellen die am häufigsten auftretende Läsion darstellt, die im Zusammenhang mit einem invasiven Plattenepithelkarzinom der Haut steht.

Neueren Datums sei hingegen die Erkenntnis, dass druckempfindliche und schmerzende AK ein möglicherweise höheres Progressionsrisiko aufweisen. [2] Moderne, bildgebende Diagnostiken wie die optische Kohärenztomographie oder die konfokale Lasermikroskopie böten in der Dermatologie wertvolle Hilfe, jedoch, so das Schlusswort von Welzel, werden diese Verfahren die Histologie niemals gänzlich ersetzen können. Prof. Szeimies informierte über eine neuartige, schnell wirkende topische Therapieoption gegen AK: Tirbanibulin (Klisyri®) ist ein Mikrotubuli-Inhibitor, der mit der Unterbrechung des SRC-Tyroskinase-Signalwegs assoziiert ist, welcher in AK und invasiven Plattenepithelkarzinomen hochreguliert ist. Tirbanibulin fördert die Induktion des Proteins p53 und führt zur Apoptose, erklärte Szeimies das innovative Wirkprinzip.

Laut der zweiarmigen Zulassungsstudie [3] kam es bei 44% bzw. 54% der Patient*innen zu einer kompletten Abheilung der AK, die bei 27%
der Patient*innen auch noch nach einem Jahr anhielt, wobei sich die Dauer der topischen Therapie mit Tirbanibulin lediglich auf fünf aufeinanderfolgende Tage erstreckt.

Mit freundlicher Unterstützung der Almirall Hermal GmbH.

Literatur

1. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2015 May;29(5):991-7.
2. G Ital Dermatol Venereol. 2017 Oct;152(5):413-417.
3. N Engl J Med. 2021 Feb 11;384(6):512-520