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Länger leben durch Sport?

R. Wengler

Beim Osteologie-Kongress 2022 in Baden-Baden ging Präventiv- und Sportmediziner Prof. Dr. med. Martin Halle von der Technischen Universität München der Frage nach, ob regelmäßige Aktivität die Mortalität vor allem bei Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen reduziert. Und kann Sport präventiv gegen Herzinsuffizienz und/oder Vorhofflimmern wirken?

Sport wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Körperliche Aktivi­tät stärkt nicht nur die Ausdauer, Muskeln und Knochen, sondern trainiert auch das Herz. Doch wie viel Sport darf es konkret für den Körper sein und ab wann wendet sich das Blatt hin zu eher negativen Aus­wirkungen? Ist kein Sport besser als Extremsport?

Ein 30­minütiger Spaziergang täglich minimiert das Risiko für vaskuläre Erkrankungen, so Prof. Halle. Aber es reichen sogar bereits 7 Minuten intensives Training pro Tag, dann ist das Risiko für eine kardiovasku­läre Erkrankung um 20% gesenkt. Grundsätzlich reduziert tägliche moderate Aktivität die Gesamt­ Mortalität. Und je höher das Risiko für Herz-­Kreislauf­-Erkrankungen ist – etwa durch fortgeschrittenes Alter, Rauchen und diverse Erkrankungen wie z.B. Diabetes –, desto größer ist der Benefit durch Sport.

Eine Studie des „Prevention and Sports Medicine Centre for Sports Cardiology EAPC“ ergab: Nur wenn sich die metabolische Fitness ver­bessert, verbessern sich auch eine diastolische Dysfunktion und die körperliche Belastbarkeit. Moderater Sport wirkt sich zudem positiv auf Vorhofflimmern aus.

Auch Dialyse-­Patienten können von Sport profitieren. Wenn sie während der Dialyse beispielsweise mit dem Ergometer radeln oder ein leichtes Krafttraining absolvieren, bessert sich ihre physische Leistungsfähigkeit.

Zusammengefasst: Tägliche moderate Bewegung von rund 30 Minuten schützt vor Herz­-Kreislauf­Erkrankungen. Ein kurzes, aber intensives Training hat aber einen größeren Effekt. Je stärker das Herz (punktuell) belastet wird, desto besser sei es im Prinzip, so Halle.

Doch die Medaille hat zwei Seiten. Einer von 50.000 Läufern stirbt bei einem Marathon. Aber nicht während der ersten 5, 10 oder 20 Kilometern, sondern innerhalb der letzten 5 bis 6, so der Präventiv- und Sportmedizi­ner. Die Frage ist: Was passiert beim Extremsport im Herzen?

Bei einem Leistungssportler ist das gesamte Herz vergrößert. Denn ein Marathonlauf bedeutet Stress für das Herz. Die rechte Herzhälfte wird mit einem Mehr-­Volumen von 23% und die linke Herzhälfte mit 170% be­ lastet. Zudem sind die Entzündungs­marker und die akute Infarkt­-Rate nach dem Extremsport auffällig hoch. Zahlen zeigen: Wer im Alter von über 20 Jahren 3x in der Woche mehr als 1 Stunde Sport macht, erhöht sein Risiko für Vorhofflimmern. Fazit: Kein Sport erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen – Extremsport aber auch.

Wer regelmäßig Sport treibt, erhöht seine Chance, länger zu leben, so Halle. Dabei ist jedoch die optimale Dosis entscheidend. Sie beträgt täglich 30 Minuten moderate Be­wegung oder 10 bis 15 Minuten intensive Bewegung. Das körperliche Training sollte aber individuell sein: nicht zu wenig und nicht zu viel. Couch­-Potatos müssen es nur an­ packen, so Halle. Das kann schon ganz einfach und praxisnah los­ gehen: Statt Fahrstuhlfahren lieber Treppensteigen – am besten immer zwei Stufen auf einmal.