„Wäre man eher zu einer Behandlung gekommen, wäre es für beide Seiten deutlich einfacher“
Interview mit Dr. med. Kai Rezai, Münster
Dr. med. Kai Rezai ist im Bereich der klassischen Dermatologie, der Allergologie und der ästhetischen Dermatologie zuhause. Neben der Tätigkeit in seiner dermatologischen Praxis im Herzen von Münster ist er ein von vielen Fachveranstaltungen bekannter Experte und Referent. Wir sprachen mit Dr. Rezai über aktuelle Trends in der Ästhetik und die vielschichtigen Erfahrungen aus seiner beruflichen Praxis.
Ästhetische Dermatologie:
Herr Dr. Rezai, bitte schildern Sie uns kurz die Schwerpunkte Ihrer Praxis im Bereich der Ästhetischen Dermatologie.
Dr. Rezai:
Meine Schwerpunkte sind zum einen die Unterspritzungen mit Hyaluronsäure und Botox, das Fadenlifting und die Laserbehandlungen, z.B. Tattoo- Entfernung, Äderchen entfernen etc. Wir haben 5 verschiedene Lasergeräte in der Praxis. Ein anderer großer Schwerpunkt ist natürlich die klassische Dermatologie. Zurzeit ist das Verhältnis an Unterspritzungen bei den Damen mit 10:1 deutlich höher als bei den Herren. Im Bereich der Laserbehandlungen ist das Verhältnis Damen zu Herren hingegen fast gleich.
Ästhetische Dermatologie:
Gibt es derzeit sogenannte Trendthemen, auch im Hinblick auf den Sommer?
Dr. Rezai:
Sogenannte Trendthemen sind im Sommer alle minimal-invasiven Eingriffe wie die Hyaluron-Unterspritzungen und das PDO-Fadenlifting. Hier haben wir zum einen die Fäden mit Häkchen, die einen Soforteffekt geben, und dann die Fäden, die eine Kollagenbildung anregen; dieses baut sich erst innerhalb von ca. 3-4 Monaten sukzessive auf.
Ästhetische Dermatologie:
Thema Oberlid- und Unterlidstraffung, wie häufig kommt das bei Ihnen in der Praxis vor? Ist nach diesen Eingriffen mit einer großen Schwellung zu rechnen und empfehlen Sie diesbezüglich eine bestimmte Vor- bzw. Nachbehandlung?
Dr. Rezai:
Die Oberlid- und Unterlidstraffungen sind zwei meiner am häufigsten durchgeführten Eingriffe! Ich gebe als Nachbehandlung immer eine Epi Nouvelle Maske von Jenacell zur Kühlung mit. Diese hat den Vorteil, dass die Schwellungen deutlich minimiert werden und auch die Hämatombildung
nicht so ausgeprägt ist. Sehr häufig bekomme ich ein positives Feedback meiner Patienten, viele
kaufen die Maske auch nach. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass aufgrund der Kühlmasken die Abheilungsphase um ca 3-4 Tage verkürzt ist. Somit ist der Patient schneller wieder einsatzfähig.
Ästhetische Dermatologie:
Kommen die Kühlmasken auch bei anderen Behandlungen in Ihrer Praxis zum Einsatz?
Dr. Rezai:
Ja, durchaus. Die Epi Nouvelle Masken verwende ich sehr gerne beim Microneedling und bei jeder Art von Fillern, aber auch beim TCA-Peeling.
Ästhetische Dermatologie:
Wenn Sie Ihren Blick auf die Branche als ganze richten – wie sehen Sie die Zukunft in der Ästhetischen Dermatologie? Kann der derzeitige Boom unbegrenzt weitergehen?
Dr. Rezai:
Ich denke, dass das Wachstum für alle minimal-invasiven Eingriffe vielleicht nicht mehr so stark wie in den letzten 5 Jahren boomen wird, diese Entwicklung war – und ist – schon außergewöhnlich. Aber es wird nach wie vor ein Aufwärtstrend zu verzeichnen sein.
Ästhetische Dermatologie:
Viele Patienten sind heutzutage kritischer und aufgeklärter, unter anderem durch entsprechende Medienberichte. Können Sie dies aus Ihrer Erfahrung heraus bestätigen und wie stehen Sie dazu?
Dr. Rezai:
Ich persönlich finde es sehr gut, dass viele Patienten heute kritischer und aufgeklärter sind, Preise und Leistungen vergleichen und auch mal nachfragen, welche Fortbildungen ein Arzt gemacht hat. Das schafft Vertrauen und eine langfristige Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient.
Ästhetische Dermatologie:
Sind andere Länder offener und mutiger im Bereich der ästhetischen Eingriffe? Hier ist es u.a. ja sehr auffällig, dass die Patientinnen immer jünger werden. Sehen Siediesen Trend auch in Deutschland?
Dr. Rezai:
Die deutschen Frauen sind meist deutlich zurückhaltender. Viele trauen sich nicht einmal, Freundinnen oder dem Ehmann von ihren Behandlungen zu erzählen. Oft kommen deutsche Frauen auch – aus ärztlicher Sicht – deutlich zu spät. Es heißt immer, “ich stehe zu meinen Falten und will in ‘Würde’ altern”. Werden die Falten dann aber zu tief, wird die angebliche Würde doch oft über Bord geworfen und die Frauen erscheinen dann manchmal fast panisch. Es ist zu diesem Zeitpunkt aber naturgemäß schwer, noch mit einfachen Mitteln und Maßnahmen etwas zu erreichen. Wäre man eher zu einer Behandlung gekommen, wäre es für beide Seiten deutlich einfacher. Auch unsere Medien steuern das meiner Meinung nach falsch, da oft nur Negativbeispiele gezeigt werden und diese dann noch reißerisch aufgebauscht werden. Das verunsichert doch viele Frauen.
Ästhetische Dermatologie:
Sie betreiben auf Ihrer Internetseite eine sehr umfassende Aufklärungsarbeit. Wie wichtig ist Ihnen das? Und wird es von den Patienten auch wahrgenommen?
Dr. Rezai:
Die Patienten nehmen das sehr wohl war und sprechen mich bzw. auch meine Mitarbeiterinnen darauf an. Viele Patienten haben auch Hemmungen, und da ist eine offene und patientenfreundliche Aufklärung durch die Internetseite unserer Erfahrung nach eine große Hilfe. Wir können unser gesamtes Leistungsspektrum vorstellen, auch mit Hilfe von kleinen Videofilmen.
Ästhetische Dermatologie:
Es kommen ja gewiss auch Patientinnen und Patienten mit unrealistischen Erwartungen zu Ihnen. Wo ziehen Sie da als Facharzt die Grenze und sagen “Nein“?
Dr. Rezai:
Sie haben recht, das kommt gar nicht so selten vor. Als Beispiel: Wenn eine Patientin über die Maßen hinaus unterspritzt werden möchte und dabei den Blick für das “Normale“ komplett verloren hat, dann mache ich das nicht. Für mich ist das dann ethisch nicht mehr vertretbar und ich lehne es
schlichtweg ab.
Ästhetische Dermatologie:
Gibt es auch Patienten, die eigentlich mit “klassischen“ dermatologischen Anliegen zu Ihnen kommen und dann im Zuge des Praxisbesuchs auch zu einer eher ästhetischen Behandlung kommen?
Dr. Rezai:
Wir haben in unserem Wartezimmer ein sogenanntes Praxisfernsehen, wo wir über unsere Leistungen und Eingriffe informieren. Sehr häufig sprechen uns “klassische Dermatologie“- Patienten hiervon inspiriert auch auf ästhetische Eingriffe an. Zum Beispiel ein Tattoo entfernen, Blutschwämme oder Äderchen weglasern oder aber auch eine Unterspritzung, weil plötzlich Falten stärker sichtbar geworden sind. Durch dieses Praxis-TV sinkt merklich die Hemmschwelle, nach solchen Leistungen gezielt zu fragen. Ca. 20-30% der ästhetischen Patienten kommen über den Weg der klassischen Dermatologie zur Ästhetik.
Ästhetische Dermatologie:
Der Druck für Frauen, möglichst lange gut, frisch und “glatt” auszusehen, ist im heutigen Berufsleben ein ganz wichtiger Faktor. Sind Sie hier in der Beratung nicht auch als “Psychologe“ gefragt?
Dr. Rezai:
“Psychologe“ ist sicher zu hoch gegriffen, aber die Ästhetik allgemein erfordert schon ein spezielles Einfühlungsvermögen. Was die Frauen im Beruf betrifft: Hier kann man klar sagen, dass die Altersgruppe der 40-60- Jährigen in der Regel eine natürliche Verschönerung mittels Unterspritzung
möchte. Meist ist nur ein frischeres Aussehen, aber kein sichtbarer Volumenaufbau gewünscht. Weniger ist hier oft mehr, dann aber auch gerne regelmäßig mindestens einmal pro Jahr, um den Befund zu halten. Junge Frauen in den 20ern hingegen wollen oft deutlich sichtbare Veränderungen – Stichwort überspitzter Mund, auch als “Fake Look“ bekannt.
Ästhetische Dermatologie:
Wie schnell bekommt man bei Ihnen eigentlich einen Termin und wie läuft das ab?
Dr. Rezai:
In der Regel bekommt man innerhalb von 2-3 Wochen einen Beratungstermin oder aber auch eine Beratung und direkte Behandlung. Es wird bereits bei der Terminvergabe geklärt, was der Patient möchte, und der Termin dann dementsprechend geplant.
Ästhetische Dermatologie:
Sehr geehrter Herr Dr. Rezai, vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte S. Steffens