Aktuell ORA

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn ich im letzten Editorial der inzwischen im November in Berlin stattgefunden habenden Kultveranstaltung “Knochen, Muskeln und Gelenke – Update 2019“ konstatierte, dass sie „für Osteologen eine unabdingbare Veranstaltung sei“, hat sie dies nachträglich wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Um mit der „Zukunft“ zu beginnen, hat mich die MuSkITYRs-Session der “MusculoSkelettal Interdisciplinary Translational Young Researchers” sehr beeindruckt, bestärkte sie mich doch in der Hoffnung, dass man sich um die wissenschaftliche Zukunft der deutschsprachigen Osteologie nicht sorgen muss (Beiträge s.S 36ff). Ebenso fasziniert hat mich die mir bis dato vollkommen unbekannte, auch für die Osteo-Onkologie zukunftsträchtige Thematik der „Liquid Biopsies“, in der das Team um Prof. Klaus Pantel, Direktor des Instituts für Tumorbiologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, weltweit namengebend und federführend vorangeht (s.S 23ff). In die ganz nahe Zukunft geht mein Blick, wenn ich erneut auf die OSTEOLOGIE 2020 im März nächsten Jahres in der Mozartstadt Salzburg hinweise, deren Vorbereitung nach Eingang vieler Abstracts in die heiße Phase geht mit ihren interes- santen Kongressthemen wie Osteoporose, Ernährung und Spurenelemente, Knochen als endokrines Organ, Diabetes und Knochen, Knochen und Nieren, Rheuma und Knochen.

Was hat mich sonst noch bewegt?

Vor allem waren dies zwei wunderbar in die Adventszeit passende Lichtblicke, die diesmal sehr persönlichen Charakter tragen, wobei der erste auch mit ein wenig Wehmut besetzt ist, denn traditionell einen Tag vor dem 1. Advent fand in Annaberg Buchholz das letzte gemeinsamen Singen unseres ehemaligen Chores der „J.R.Becher-EOS“ Annaberg Buchholz statt, der 1952 einen Chorwettbewerb von 11.000 Chören in der ehemaligen DDR gewonnen hatte und ob seiner Qualität 1961 sogar “im Westen“ auftreten durfte. Da der verehrte Chorleiter Hans Hinkel später seine Kinder konfirmieren ließ, anstatt sie staatskonform der Jugendweihe zuführen, wurde er – vollkommen rechtswidrig – aus dem Schuldienst entlassen! Nach der Wende re-aktivierten 1992 die „alten Sänger“ diesen Chor als „Hans-Hinkel-Chor“, dessen Namensgeber mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde und „seine“ geliebten Sängerinnen und Sänger seither zweimal im Jahr nach Annaberg bat. Schon beim ersten gesungenen Ton fühlte man sich um Jahrzehnte zurückversetzt und wähnte sich im Herzen wieder in seiner alten „Penne!“. Ein wunderbares, unbeschreibliches und durch nichts zu ersetzendes Gefühl, für das wir unserem Hans Hinkel – und nach seinem Tode seinem Schüler und Nachfolger, dem Kirchenmusikdirektor Christian Drechsler – ewig dankbar sind.

Der andere Lichtblick für mich war der kürzlich im MDR in der Reihe „Legenden“ gezeigte wunderbare Film „Ein Abend für Jens Weißflog“, der in eindrucksvollen Rückblenden – auch mit seinen prägenden Trainern Joachim Winterlich und Reinhard Heß sowie damaligen sportlichen Konkurrenten und heutigen Freunden – den Weg eines Sportlers nachzeichnete, der trotz dreimaligen Olympiasieges, vierfachen Gewinns der Vierschanzentournee, dreimaliger Weltmeistertitel und unzähliger Weltcupsiege lediglich auf den Sprungschanzen dieser Welt abgehoben ist, als Mensch aber immer fest in seiner wunderbaren erzgebirgischen Heimat verwurzelt geblieben ist. Aber auch in seiner „zweiten Karriere“ nach dem Hochleistungssport dürfen wir – besonders im Erzgebirge – stolz auf ihn sein, hat er doch trotz seiner umfangreichen Aufgaben als Hotelier am Fuße des Fichtelberges in Oberwiesenthal immer ein Herz für andere gezeigt, was seine vielen karitativen Aktivitäten belegen. Und letztlich ist er auch ein „Knochenfreund“, der sich mit seinem guten Namen in den Kampf gegen die Volkskrankheit Osteoporose einreihte und viele Großveranstaltungen als immer sachkundiger werdender Schirmherr mit seiner erfrischenden Gegenwart bereicherte. So danke ich dem MDR für diesen Legendenfilm, mit dem ich als DVO-Co-Patientenbeauftragter die Hoffnung verbinde, dass sich noch weitere Spitzensportler wie Jens Weißflog, aber auch Horst Eckel, Rosi Mittermeier, Michael Uhrmann und Matthias Steiner für die gute Sache der Osteoporoseaufklärung und -bekämpfung engagieren.

Schließen möchte ich mit einem Dank an unsere Autoren und Inserenten, die uns im vergangenen Jahr so wundervoll unterstützt haben, und verbleibe mit besten Wünschen für ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein weltweit friedvolleres und naturschonenderes Jahr 2020

als Ihr

page5image36610800

Dr. med. Christian Günther
Chefredakteur “Osteoporose, Orthopädie & Rheuma aktuell”