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Sehr verehrte Leserinnen, sehr verehrte Leser,

„Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ sagt man, aber die Hoffnung mancher Superoptimisten, dass wir ohne Corona ins Jahr 2021 gehen könnten – geschweige denn die dummen Sprüche der Corona-Leugner, laut denen SARS-CoV-2 nur „eine einfache Grippe“ sei – haben sich erwartungsgemäß leider nicht erfüllt bzw. bewahrheitet. Aber die osteologische Welt hat sich mit Mut, Entschlossenheit und viel Kreativität gegen die zwangsläufigen Einschränkungen gestemmt, was die vielen großartigen, zum größten Teil virtuellen Fortbildungsmaßnahmen eindrucksvoll belegen. Das 28. Osteoporoseforum konnte vom 15. bis 17. Oktober 2020 sogar noch „analog“ in St. Wolfgang im Salzkammergut mit großem Erfolg stattfinden. Es freut mich sehr, weitere Poster des Osteoporose-Weltkongresses 2020 in dieser Ausgabe als offizielle Paper publizieren zu können. Ich bin dem DVO und Frau Dr. med. Uli Kiesswetter aus Perchtoldsdorf in Österreich sehr dankbar, dass wir im vorliegenden Heft gleich zwei Berichte über die virtuelle OSTEOLOGIE 2020 veröffentlichen können.

Bei letztgenannter Veranstaltung wurde in einer durch Prof. Dr. Franz Jakob als Nachruf vorgetragenen Laudatio Prof. Dr. Dieter Felsenberg (2. März 1948 – 6. Juli 2020) in memoriam von der DGO (Deutsche Gesellschaft für Osteologie e.V.) posthum die Erwin-Uehlinger-Medaille für besondere Verdienste auf dem Gebiet der theoretischen und klinischen Osteologie in Wissenschaft und Praxis verliehen: „Einer der ganz Großen der Osteologie ist in diesem Jahr von uns gegangen.“ Und ein weiteres geriatrisch-osteologisches Schwergewicht hat uns Anfang dieses Jahres verlassen, unser Kollege und guter Freund Dr. Martin Runge (18. Juli 1949 – 5. Januar 2021) aus Esslingen – von mir anerkennend und liebevoll zugleich als „Sturz-Runge“ apostrophiert, weil er als Geriater die immense Bedeutung des Sturzes und seiner Vermeidung für die Frakturgenese als Erster herausstellte! –, der nach längerem und zunächst erfolgreich verlaufendem Kampf gegen COVID-19 dieser heimtückischen Infektion doch noch unterlag, so dass ich in einem beiden Kollegen gewidmeten virtuellen Vortrag vor dem QZ Osteoporose in Frankfurt unter Leitung von Prof. Michael Rauschmann am 9. Februar 2021 zum Thema „Mehr Vertrauen zu den Knochenmarkern in den DVO-Leitlinien“ ihrer musikalisch gedenken durfte. Zur Melodie von „Der gute Kamerad“: „Wir hatten zwei Kameraden / und viel bess’re ‘findst du nit.‘ / In jedem Wissens-Streite / war‘n sie auf der richt’gen Seite / rissen ihre Getreuen mit. / Eine Krankheit sie hat getroffen / der sie trotzten mit ganzer Kraft! / Doch sie hat sie weggerissen / uns’re bitt’ren Tränen fließen / eine Leere in uns schafft! / Drum wir Euch die Hände reichen / für Euch gibt’s kein Duplikat! / Wenn auch groß die Abschiedsschmerzen / bleibt Ihr stets in uns’ren Herzen / Ihr guten (Freund‘ und) Kamerad‘.“ In diesem Sinne: „Bis später, liebe Freunde.“

Weitere osteologische Großevents 2021 werfen ihre Schatten voraus, hier zuallererst der vom 18. bis 20. März 2021 in Bremen virtuell stattfindende und live übertragene Osteologie-Kongress „OSTEOLOGIE 2021 HYBRID“ unter wissenschaftlicher Leitung der Kongresspräsidenten Dr. med. Thomas Brabant (Bremen) und Prof. Dr. med. Uwe Maus (Düsseldorf). Ausrichtende Fachgesellschaften sind die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie und die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie – Sektion Osteologie mit den Schwerpunktthemen: Anorexie – multidimensional; Alterstraumatologie; Knochenschmerzen – multidirektional; Onkologie: Auswirkungen der onkologischen Therapie; Gastrointestinaltrakt: Ernährung, bariatrische Medizin; Polypharmazie: sicherer verordnen; Klinische Debatten: Drug Holidays, Dialyse-Parathormon. Die organisatorische Leitung wird in den bewährten Händen der OSTAK mit Frau Yvonne Bodden an der Spitze liegen, und es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass viele osteologisch tätige Kolleginnen und Kollegen dieses Forum nutzen werden, wenn auch auf persönliche Begegnungen verzichtet werden muss. Ähnliche Begleitumstände charakterisieren die 21th Edition of the WCO-IOF-ESCEO Congress, der vom 26.-29. August 2021 in London stattfinden wird, sowie das wegen der Coronapandemie auf den 14.-16. Oktober 2021 verlegte 29. Osteoporoseforum der österreichischen Kollegen in St. Wolfgang, was aber unserer kollektiven osteologischen Neugier keinen Abbruch tut. Neugierig bin ich darüber hinaus auch darauf, ob die von diversen Fachverbänden und -gesellschaften eingebrachte (und von mir selbstverständlich unterzeichnete), gemeinsam an den Deutschen Bundestag gerichtete Petition mit dem Titel „Nachhaltige Verbesserung für die Behandlung von Osteoporose“ politische Früchte tragen wird. Es wäre doch sehr zu hoffen!

Was hat mich sonst noch bewegt?

Natürlich – wie uns alle – die anhaltende Coronapandemie mit den undulierenden Meinungen und Entscheidungen unserer Politiker, die noch immer kein bundeseinheitliches Vorgehen erkennen lassen, aber – s.o. – die Hoffnung stirbt auch hier zuletzt. Sie war bei mir auch nie gestorben, wenn auch extrem angeschlagen, was den Umgang des amerikanischen Volkes mit einem für mich intellektuell und vor allem menschlich unterbelichteten Regierungschef angeht. Zum Glück ist jetzt endlich wieder ein Präsident im Amt, mit dem die USA – und Europa – wieder optimistischer in die Zukunft schauen können. In dieser Hoffnung wünsche ich Ihnen allen einen sonnigen und langsam, aber sicher weniger coronagetrübten Frühling

als Ihr

Dr. med. Christian Günther
Chefredakteur Osteoporose, Orthopädie & Rheuma aktuell

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