Psoriasis

Galenische Innovation in der dermatologischen Praxis

A. Müller

Im Rahmen der 25. Jahrestagung der Dermatologischen Wissenschafts- und Fortbildungsakademie NRW informierten in einem von Almirall Hermal unterstützten Symposium Prof. Dr. Rolf Daniels (Tübingen) und PD Dr. Martin Hartmann (Heidelberg) über den Stellenwert der Galenik in Topika und ihre Auswirkungen auf dermatologische Therapien.

„Das ist aus pharmazeutischer Sicht das Schöne an der Dermatologie – die Topika sind eine Arzneimittelgruppe,
bei denen die Galenik extrem viel ausmacht“, so die einleitenden Worte von Prof. Daniels vom Institut für pharmazeutische Technologie an der Universität Tübingen in seinem Vortrag. Neben der Dermato-Pharmakokinetik des Wirkstoffs ist es nach Ausführungen Daniels besonders der Vehikeleffekt der Formulierung, der für die Wirksamkeit topischer Dermatika verantwortlich zeichnet. „Die Rolle des Vehikels wiederum steht in Abhängigkeit von der Potenz des Wirkstoffs. Bei einem hochpotenten Wirkstoff ist es die Aufgabe des Vehikels, den Wirkstoff an den gewünschten Zielort zu transportieren, und zwar in der richtigen Menge und in der richtigen zeitlichen Abfolge – sprich, die Pharmakokinetik zu beeinflussen“, so Daniels. Auch bei Wirkstoffen mit eher geringer Potenz oder bei einer wirkstofffreien Formulierung komme es zu einer Beeinflussung der Haut durch das Vehikel; dieser Vehikeleffekt könne unterschiedlich stark ausgeprägt sein, doch seine Beteiligung liege bei topischen Formulierungen immer vor.

Neben der Stabilität des Wirkstoffs und seiner Löslichkeit zeichnen auch die Beeinflussung der Hautbarriere, die Verträglichkeit des Vehikels sowie dessen Applizierbarkeit für den Vehikeleffekt verantwortlich. Die Auswahlkriterien für die Grundlage einer Formulierung bilden dem- entsprechend die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Wirkstoffs, der angestrebte Wirkort, das Erkrankungsstadium sowie der Hautzustand der Patient*innen. Die Akuität der zu behandelnden Dermatose entscheidet Daniels zufolge über die Art und Wirkung der zu wählen- den Grundlage: so finde ein antiexsudatives Hydrogel etwa bei einer akut nässenden Dermatose Anwendung, während bei einer chronischen oder hyperkeratotischen Akuität die Wahl auf eine lipophile Paste oder ein Kohlenwasserstoff-Gel fallen solle.

BDP plus CAL in Poly Aphron Dispersion

Besondere Herausforderungen an die Galenik werden durch mit- einander wenig kompatible Wirkstoffe wie z.B. das Glucocorticoid Betamethasondipropionat (BDP) und das Vitamin-D3-Derivat Calcipotriol (CAL) gestellt: „BDP und CAL sind, was deren Formulierung angeht, spannend – in wässriger Umgebung können die beiden Wirkstoffe nicht formuliert werden, da BDP nur im sauren Bereich eine ausreichend hohe Stabilität aufweist, während dies bei CAL im alkalischen Bereich der Fall ist“, so Daniels, der im Folgen- den die neuartige PAD-Technologie (Poly Aphron Dispersion) vorstellte, die eine stabile Kombination der beiden Wirkstoffe sowie eine patientenfreundliche Applikation zulässt. Daniels erklärte anhand einer kürzlich publizierten Studie (Dermatol Ther [Heidelb]. 2022 Oct;12[10]:2217-2231; doi: 10.1007/ s13555-022-00794-y), was diese Formulierung auszeichnet: Demnach sind PAD-Formulierungen in der Regel Öl-in-Wasser-Dispersionen, die aus Öltröpfchen bestehen, die in einer multimolekularen Schalenstruktur verkapselt sind (vgl. Abb. 1). Diese Struktur schützt potenziell instabile, im Öl gelöste aktive Moleküle vor hydrolytischem Abbau.

Abb. 1: Jedes PAD-Tröpfchen hat einen Ölkern, der einen bestimmten Wirkstoff (CAL oder BDP) enthält, umgeben von spezifischen Tensiden in einer geordneten Struktur. Bild: Almirall Hermal GmbH

Compliance durch moderne Galenik

Die erwähnte Studie zeigt auch die Vorteile dieser Galenik in Bezug auf die patientenfreundliche Anwendbarkeit auf: Ein wesentlicher Vorteil von PAD-Formulierungen besteht darin, dass sie im Vergleich zu herkömmlichen Emulsionssystemen weniger Tenside benötigen, um stabile Formulierungen zu erzeugen. Patient*innen mit chronischen Hautkrankheiten lassen bis zu 70% der geplanten topischen Anwendungen aus, hauptsächlich weil sie mit ihrer Therapie nicht zufrieden sind. Die Patient*innen bevorzugen in der Regel nicht fettende und schnell einziehende Mittel, die einfach auf allen Körperteilen anzuwenden sind. PAD-Formulierungen können im Allgemeinen so gestaltet werden, dass sie diese Kriterien erfüllen. Die PAD-Technologie bietet ein hohes Maß an Flexibilität bei der Gestaltung topischer Arzneimittel, ohne dass die Wirksamkeit, die Sicherheit oder der Komfort der Therapie beeinträchtigt werden. „Die Formulierung trägt somit über die Parameter Verträglichkeit, Dosierung, Verteilbarkeit und besonders über das Hautgefühl zur Compliance des Patienten bei“, schloss Daniels seinen Vortrag.

Hohe Patientenzufriedenheit und Lebensqualität

Aktuelle Versorgungszahlen des Competenzzentrums Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm) offenbarten nach Informationen von PD Dr. Martin Hartmann, Hautklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, dass fast jede(r) Dritte der rund 1,2 Millionen Patient*innen mit leichter Psoriasis in Deutschland nicht therapiert wird. Für diese Ausprägung der Psoriasis komme laut aktueller S3-Leitlinie zunächst eine topische Therapie in Frage, beispiels- weise die Kombination von BDP plus CAL. Im folgenden informierte Hartmann über die therapeutischen Vorteile dieser Fixkombination. So gaben Studienteilnehmer an, dass CAL/BDP in PAD-Creme (Wynzora®) sich in ihrer Anwendung als sehr angenehm erwies; dabei wurden jene Aspekte bewertet, die von den Studienteilnehmer*innen als für eine topische Behandlung am wichtigsten erachtet wurden, wie beispielsweise die einfache Anwendung, die nicht-fettende Substanz, die gute Feuchtigkeitsversorgung sowie die Auswirkungen auf die tägliche Routine.

Der Anteil der Patient*innen, die mit der Anwendung der CAL/BDP PAD-Creme gemäß PGA einen Behandlungserfolg erzielten, lag in den Zulassungsstudien in Woche 6 bei 42,9% und in Woche 8 bei 50,7%, während diese Werte bei den Patient*innen in der Vehikelgruppe bei 1,8% bzw. 6,1% lagen. Statistisch signifikante Behandlungs- unterschiede unter Anwendung des Vehikels wurden erst ab Woche 4 und danach beobachtet, wobei zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 25% der Patient*innen der CAL/BDP PAD-Creme-Gruppe einen PGA-Behandlungserfolg verzeichneten.

Auch hinsichtlich des mPASI (modified Psoriasis Area and Severity Index) zeigte die CAL/BDP PAD-Creme gegenüber ihrem Vehikel deutliche Überlegenheit: die prozentuale Veränderung im mPASI betrug in der Verumgruppe nach 4 Wochen 54,6%, nach 6 Wochen 62,6% und nach 8 Wochen 67,5%, während sich die Werte in der Vehikelgruppe zu den genannten Zeitpunkten auf lediglich 11,5%, 12,4% und 11,7% beliefen.

Die prozentuale PGA-Behandlungszufriedenheit lag laut einer von Hartmann zitierten Posterpräsentation (SKIN The Journal of Cutaneous Medicine, Vol. 6 No. 2 [2022], s9; doi:10.25251/skin.6.supp.9) bei Patient*innen mit Kopfhautbeteiligung in der Verumgruppe in Woche 4 bei 51,8% (Vehikelgruppe: 12,1%), in Woche 6 bei 63,3% (Vehikelgruppe: 15,6%) und in Woche 8 bei 68,2% (Vehikelgruppe 25,0%). ¡

Mit freundlicher Unterstützung der Almirall Hermal GmbH