Psoriasis

Topische und systemische Psoriasis-Therapie auf neuem Level

A. Müller

Die topische Kombination aus Calcipotriol und Betamethasondipropionat stellt bekanntermaßen eine wirksame Behandlungsoption bei Psoriasis dar. Durch die galenische Optimierung wurde die Anwenderfreundlichkeit verbessert, was die Adhärenz der Patienten verstärken und so zu besseren Behandlungsergebnissen führen kann. Dimethylfumarat erweist sich im Hinblick auf das Drug-Survival als Dauerbrenner in der systemischen Psoriasis-Therapie.

Eine seit längerem auf dem Markt befindliche Wirkstoffkombination
aus dem Vitamin-D3-Analogon Calcipotriol (CAL) und dem Glucocorticoid Betamethasondipropionat (BDP) ist nun in einer optimierten Galenik erhältlich. Das Vitamin-D3-Analogon hemmt die Keratinozytenproliferation und fördert deren Differenzierung, so Prof. Dr. Bernd Bonnekoh (Universitätshautklinik Magdeburg) bei einer Veranstaltung im Rahmen der diesjährigen 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI 2022) in München. Außerdem moduliert CAL, basierend auf der Reduktion von Interleukin-1 und -6, die psoriatische Entzündungsreaktion. Das Glucocorticoid wiederum unterdrückt die Zytokinproduktion. „Die Kombination erzielt eine höhere Wirksamkeit als die Einzelsubstanzen“, erläuterte Bonnekoh das synergistische Wirkprinzip.

Die Konzentrationen von CAL(0,005%, 50 μg/g) und BDP (0,064%, 0,64 μg/g) in dem neuen Produkt (Wynzora®) sind mit bereits auf dem Markt befindlichen Kombinationspräparaten identisch, doch die Galenik des neuen Präparats sei, so Bonnekoh, entscheidend optimiert worden. Und gerade bei der topischen Therapie der Psoriasis komme es auf die Galenik an, denn mit der Entwicklung fortschrittlicher kosmetischer und galenischer Eigenschaften könne die Adhärenz seitens der Patient*innen verbessert werden. Erstmals komme bei dieser Wirkstoffkombination die so genannte PAD*- Technik zur Anwendung: Bei dieser Technik kommen weniger Tenside zum Einsatz und die pharmazeutischen Wirkstoffe werden trotzdem vollständig gelöst; so ermöglicht sie die Stabilität der Wirkstoffe in wässriger Grundlage, verbessert so die dermale Absorption und letztendlich auch die kosmetische Akzeptanz bei den Patient*innen.

Pharmakokinetische und kosmetische Vorteile

Jedes PAD-Tröpfchen hat einen Ölkern, der einen Wirkstoff – CAL oder BDP – enthält, welcher von speziellen Tensiden in einer geord- neten Struktur umgeben ist. „Die PAD-Technologie ermöglicht somit

die Stabilität der Wirkstoffe in wässriger Grundlage“ umriss Bonnekoh den galenischen Vorteil, der neben pharmakokinetischen Vorteilen auch kosmetische Verbesserungen mit sich bringt: Eine angenehme, weniger fettige Konsistenz, geringes Glänzen der Haut und keine Rückstände an den Händen sind nach Darstellung des Experten zentrale Patient*innenwünsche an eine topische Psoriasis-Therapie, die mit der bewährten Wirkstoffkombination in neuer Galenik erfüllt werden könnten.

Überzeugende Studiendaten

Bonnekoh präsentierte Daten aus zwei Phase-III-Studien zur Zulassung von Wynzora®, von denen eine in den USA und eine in Europa durchgeführt wurde: In der gepoolten Analyse dieser Studien (J Eur Acad Dermatol Venereol 2022 Feb;36(2):228-236) zeigte sich, dass die neuartige Fixkombination von CAL/BDP in PAD-Creme eine hohe Wirksamkeit aufweist, zu einer höheren Lebensqualität der Patient*innen führte (vgl. Abb. 1) und eine hohe Sicherheit für die topische Behandlung der Psoriasis bietet. Bei dem Prüfpräparat handelte es sich um eine CAL/ BDP-Creme auf der Grundlage der PAD-Technologie (Wynzora®), die für eine hohe Hautpenetration und eine erhöhte Patient*innenpräferenz entwickelt und jeweils 1x täglich über 8 Wochen aufgetragen wurde.

Wirksamkeit und Sicherheit

Die neuartige CAL/BDP PAD- Creme-Formulierung für die topische Behandlung der Psoriasis zeigte nach 8 Wochen Behandlung eine Überlegenheit bei allen Wirksamkeitsendpunkten: Der PGA- Behandlungserfolg war bei der CAL/ BDP PAD-Creme (43,2%) größer als bei dem PAD-Creme-Vehikel (5,2%). Die mittlere prozentuale Verringerung des mPASI nach Anwendung der CAL/BDP PAD-Creme betrug 64,6% gegenüber 20% bei dem PAD-Creme-Vehikel. Zur Verträglichkeit konnte festgestellt werden, dass keine unerwünschten Arzneimittelwirkungen mit einer Häufigkeit von >1% im Zusammenhang mit der CAL/BDP PAD-Creme gemeldet wurden.

Das Fazit von Bonnekoh:
• Topische Behandlungen sind die Erstlinienbehandlungen bei leichter Psoriasis und die Therapietreue der Patienten ist die größte Barriere für den Behandlungserfolg.

• Die Fixkombination aus CAL und BDP stellt die erste Wahl als Erstlinientherapie bei der topi- schen Psoriasis-Therapie dar.

• Die CAL/BDP PAD-Creme zeigt eine hohe Wirksamkeit, ein güntiges Sicherheitsprofil und einen ausgezeichneten Komfort für die Patient*innen.

Systemische Langzeittherapie mit Dimethylfumarat

„Brauchen wir angesichts der Vielzahl von gegen Psoriasis gerichteten Biologika überhaupt noch konventionelle Systemtherapeutika?“ fragte Prof. Michael Sticherling (Erlangen) zur Einleitung seines Vortrages über die Psoriasis-Therapie mit Dimethylfumarat (DMF, Skilarence®). Seine Antwort: „Ja, wir brauchen sie, und deshalb sind sie auch in der aktuellen S3-Leitlinie als First-Line-Therapeutika aufgeführt.“

Sticherling erläuterte im Folgenden die Ergebnisse einer Interimsanalyse (52 Wochen) einer nicht- interventionellen, multizentrischen, prospektiven Langzeitstudie zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von DMF unter Praxisbedingungen (SKILL-Studie). Demnach erreichten nach 52 Wochen 63,3% der Patient*innen mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis (OC = observed cases; 51% LOCF = last observation carried forward) einen PASI 75. Die tägliche Erhaltungsdosis von 75% der Patient*innen betrug zwischen 120 und 480 mg DMF, wobei das Gros der Patient*innen zur Beibehaltung der therapeutischen Wirkung mit 120 bzw. 240 mg DMF auskam. Unter der Behandlung kam es nach den Ausführungen Sticherlings neben der PASI-Reduktion auch zu einer relevanten Verbesserung des Nagel- und Kopfhautbefalls sowie des Juckreizes. Sticherling bezeichnete DMF als eine wertvolle Behandlungsoption für die Langzeitbehandlung mit einem gut beschriebenen Sicherheitsprofil.

Mit freundlicher Unterstützung der Almirall Hermal GmbH.

 

Abb. 1:
Verbesserung des DLQI im Behandlungs- verlauf, ausgehend von gepoolten Daten aus den Zulassungsstudien: Eine Verbesserung des DLQI um 4 Punkte wurde als minimaler klinisch relevanter Unterschied gewertet.

* PAD = Poly Aphron Dispersion