Akne

Antibiotikafreie Therapieoptionen bei Akne tarda

Es ist allgemein bekannt, dass die Akne in der Adoleszens die mit Abstand am häufigsten auftretende Dermatose darstellt. Etwas weniger im Fokus steht hingegen die Problematik, dass diese Erkrankung, von der insgesamt rund 80–90% der Bevölkerung irgendwann im Leben einmal betroffen sind [1], oftmals über das Adoleszentenalter hinaus persistiert.
Vor allem Frauen haben oft auch im Erwachsenenalter noch entsprechende Probleme und leiden an einer deutlichen aknebedingten Einschränkung der Lebensqualität.

Man geht davon aus, dass 20–40% aller Frauen mit Akne in weiterer Folge auch an einer Akne tarda (Spätakne) leiden werden. [1] Dies wird durch einen (relativen) Androgenüberschuss verursacht und durch weitere modulierende Faktoren wie falsche Pflege oder Ernährung aggraviert. Viele Patientinnen berichten über eine deutliche Verschlimmerung des Hautbilds nach dem Absetzen der Anti-Baby-Pille.

Mittlerweile gibt es einen Konsens darüber, dass es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung mit schubweisem Verlauf handelt. Wichtig erscheint, für die Patienten langfristige Konzepte zu entwickeln und in einer Zeit von zunehmenden Antibiotikaresistenzen den Einsatz von Antibiotika zu reduzieren. [2]

Durch den chronischen Inflammationsprozess aufgrund der Reaktion auf Cutibacterium acnes (früher Propio- nibacterium acnes) werden über eine Hochregulierung von TLR-2 vermehrt proinflammatorische Zytokine exprimiert. Diese schaffen ein falsches Verhältnis zwischen Matrix-Metallo- proteasen (MMP) und “tissue inhibitors of metalloproteinases“ (TIMP) im Gewebe und es kommt zur narbigen Abheilung. Weil Akne und die daraus resultierenden Narben erhebliche psychische Auswirkungen haben können, ist eine frühzeitige Behandlung angezeigt, um der Narbenbildung vorzubeugen.

Neben der schnellen Abheilung der entzündlichen Läsionen durch eine stadiengerechte, wirksame und gut verträgliche Therapie sollten Patienten, bei denen eine topische Therapie nicht ausreichen wird, rechtzeitig identifiziert werden, damit eine systemische Therapie eingeleitet werden kann. Regelmäßige Kontrollen und Therapiebegleitung zur Sicherstellung des Ansprechens und bei Bedarf Anpassung der Therapie sind ebenso vonnöten wie die Verhinderung von Rezidiven durch eine adäquate Erhaltungstherapie und nicht zuletzt eine geeignete Narbenbehandlung nach Abheilung.

Topische Therapie

An der ersten Stelle steht eine geeignete Pflege. Die Patienten sollen über die Reinigung (z.B. Syndets statt Seife) und eine leichte Pflege (z.B. Hydrogel) beraten werden. In der Leitlinie wird von einer Monotherapie mit Antibiotika abgeraten. Bei leichten Formen der Akne vulgaris wird eine Fixkombination von Benzoylperoxid (BPO) und einem topischen Retinoid als First-Line-Therapie empfohlen. [3] Diese Therapie eignet sich auch gut als Dauertherapie.

Seit einigen Monaten gibt es ein neues Produkt auf dem Markt, welches beide Wirkstoffe enthält und zusätzlich noch weitere Besonderheiten aufweist mit innovativen weiteren Komponenten wie Mandelsäure, Lactobionsäure, Zinksulfat und Glycyrrhetinsäure.

Mandelsäure ist leicht bakteriostatisch und aktiv gegen die Hyperkeratose und führt außerdem zu verbesserter Penetration von weiteren Wirkstoffen. Eine weitere Säure, Lactobionsäure, ist eine Fruchtsäure (AHA) der neuen Generation, sie inhibiert den Abbau von MMPs und hat so eine positive Auswirkung auf die Narbenbildung. Substanzen aus der Gruppe der Polyhydroxysäuren, wie Lactobionsäure, sind bekannt dafür, dass es zu weniger Reizungen kommt als bei älteren Fruchtsäuren.

Zinksulfat reduziert die Talgproduktion und Inflammation. Eine weitere Komponente, Glycyrrhetinsäure, wird aus der Süßholzwurzel gewonnen, die Säure ist ein Phytohormon und reduziert das freie Testosteron.

Hormonelle Therapien

Trotz guter Ergebnisse mit Systemtherapien wie Isotretinoin kommt es bei manchen Patientinnen, auch nach mehreren Therapiezyklen, immer wieder zum Rezidiv. Bei diesen Patientinnen liegt häufig ein absoluter oder relativer Androgenüberschuss vor. Hier ist eine Antiandrogentherapie, auch bei normalen Androgenwerten, durchaus sinnvoll. Durch Östrogen und Östrogenderivate kann die Androgensynthese gehemmt werden. Ein weiterer Ansatz ist die Hemmung direkt am Rezeptor mittels Androgenrezeptorantagonisten.

Neben Cyproteronacetat ist der Aldosteronantagonist Spironolacton ein altbewährtes Hypertonikum mit gutem Risikoprofil. Dieses Medikament ist für die Aknebehandlung bei Männern nicht geeignet und Frauen müssen eine sichere Kontrazeption verwenden. Spironolacton inhibiert Cytochrom p450, inhibiert die 5- alpha-Reduktase und fördert die Bildung von SHBG (sexualhormon- bindendes Globulin).

Anzumerken ist, dass es 3 bis 6 Monate dauert, bis man einen Erfolg sieht. In den Studien wird eine Anfangsdosierung mit 100–200 mg/d empfohlen. [4] Kontraindikationen sind die Einnahme von ACE- Hemmern und AT1-Antagonisten, Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz und Hyperkaliämie. Bei jungen gesunden Patientinnen ist eine Kaliumüberwachung nicht zwingend notwendig. Aldosteron ist prothrombotisch, somit wird eine Hemmung durch Spironolacton antithrombotische Effekte aufweisen und ist auch für Patientinnen mit Thromboserisiko geeignet. Meistens wird Spironolacton mit einem oralen Kontrazeptivum der 3. oder 4. Generation kombiniert.

Patientinnen mit polyzystischem Ovar-Syndrom (PCO) weisen bis zu 80% Hautmanifestationen und auch häufig Akne als Nebenbefund auf. Studien belegen, dass durch eine Therapie mit Metformin auch die Akne deutlich besser wird. Für bestimmte Patientinnen könnte somit eine Metformintherapie eine wichtige Option darstellen.

Interessanterweise wird aktuell Metformin auch als Anti-aging- Medikament erforscht. Zurzeit werden diesbezüglich 3.000 Probanden in den USA im Rahmen der LiteraturTAME(Targeting Aging with Metformin)-Studie untersucht. [5] Ziel ist es, das Entstehen oder die Progression von altersbedingten Erkrankungen zu 12 verhindern. Metformin erhöht bekannterweise die Insulinsensitivität und führt so zu einer Reduktion von IGF-1 (“insulin-like growth factor“). Man geht davon aus, dass IGF-1 Androgene stimuliert und möglicherweise an dem Follikelostium zu einer vermehrten Hyperkeratose führt.

Auch eine Ernährungsumstellung kann helfen

Viele Patienten möchten auch die Ernährung umstellen. Wie bereits erwähnt, spielt die Ernährung eine modulierende Rolle. Eine Verbesserung des Befundes wird häufig durch das Meiden von Milch und Milchprodukten erreicht. Auch von Nahrung mit hohem glykämischem Index sollte Abstand genommen werden – durch Insulin und die Wirkung als Wachstumsfaktor, auch an den Korneozyten, kommt es hier am Ostium zu einer Proliferation und somit zur Komedobildung.

Antiinflammatorisch haben sich Omega-3-Fettsäuren, Zink, Probiotika (Lactobacillus bulgaricus und acido- philus) sowie Lactoferrin als günstig herausgestellt. Insbesondere Lactoferrin konnte in vitro und in vivo als Eisen-bindendes Protein den Bakterien lebensnotwendiges Eisen entziehen. In einer kleinen doppelblinden placebo-kontrollierten Studie war die Sebumproduktion in der Lactoferringruppe um 31,1% niedriger als in der Kontrollgruppe. [6] Somit stellt Lactoferrin eine weitere Option für Aknepatienten dar. Diese Therapie kann gut mit anderen Therapien kombiniert werden und ist auch in der Schwangerschaft und Stillzeit zugelassen.

Für schwere Fälle bleibt weiterhin eine orale Isotretinointherapie der Goldstandard, um eine dauerhafte Linderung der Beschwerden zu erreichen.

  1. Gollnick HP et al.: Akne ist nicht gleich Anne vulgäres. Etsch Arztebl Int 2014; 111(17): 301-12
  2.  Gollnick HP et al.: A consensus-based practical and daily guide for the treatment of acne patients. J Eur Acad Dermatol Venereol 2016; 30: 1480-90
  3. Nast A et al.: European evidence-based (S3) guideline for the treatment of acne. J Eur Acad Dermatol Venereol 2016; 30(8): 1261-8
  4. Trivedi MK et al.: A review of hormone- based therapies to treat adult acne vulgaris in women. Int J Womens Dermatol 2017; 3(1): 44-52
  5. Barzilai N et al.: Metformin as a tool to target aging. Cell Metab 2016; 23(6): 1060-5
  6. Kim J et al.: Dietary effect of lactoferrin-en- riched fermented milk on skin surface lipid and clinical improvement of acne vulgaris. Nutrition 2010; 26(9): 902-9