Secukinumab zeigt in Phase-3-Studien klinisch bedeutsame Symptom- verbesserungen bei Patient*innen mit Hidradenitis suppurativa
Kürzlich wurden die Ergebnisse von zwei zulassungsrelevanten Phase-3-Studien (SUNSHINE und SUNRISE) des Interleukin(IL)-17A-Inhibitors Secukinumab im Vergleich zu Placebo bei mittelschwerer bis schwerer Hidradenitis suppurativa (HS) bekannt gegeben. Die Studiendaten zeigten, dass eine Behandlung mit Secukinumab nach 16 Wochen zu einer raschen Linderung der Symptome von HS führte – bei einem gleichzeitig günstigen Sicherheitsprofil. [1,2]
Die Daten wurden als Late-Breaking-Abstract auf dem 31. Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) vorgestellt. [3] HS, auch Acne inversa genannt, ist eine systemische chronischentzündliche Hauterkrankung, welche die Lebensqualität und die psychische Gesundheit der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. [4-6] Sie ist durch wiederkehrende entzündliche Knoten unter der Haut gekennzeichnet, die sich zu schmerzhaften kutanen bis subkutanen Abszessen mit Eiterbildung und schließlich zu entzündeten Hauttunneln entwickeln können. [6,7] In Deutschland sind aktuell etwa 25.000 bis 50.000 Personen von der Erkrankung betroffen, wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird. [8-10] Das Alter der Erstmanifestation liegt oft weit vor dem der finalen Diagnose, welche häufig erst nach 8 bis 10 Jahren erfolgt. [11-13]
An den SUNSHINE- und SUNRISE-Studien haben mehr als 1.000 Patient*innen in 33 Ländern teilgenommen; sie stellen damit das größte Phase-3-Programm für die HS dar. [4,5] In den Studien wurden zwei Dosierungsschemata mit dem IL-17A-Inhibitor Secukinumab (im Vergleich zu Placebo) über einen 16- und einen 52-wöchigen Behandlungszeitraum untersucht. Der primäre Endpunkt beider Studien war das Erreichen der HS Clinical Response (HiSCR)a nach 16 Behandlungswochen, der nun berichtet wurde.
In beiden Studien wurde der primäre Endpunkt nach 16 Wochen erreicht: Ein signifikant höherer Anteil der Teilnehmenden erreichte einen HiSCR, wenn sie – nach einer wöchentlichen Initialdosis in den Wochen 0, 1, 2, 3 und 4 – mit 300 mg Secukinumab in zweiwöchentlichem (q2w) oder vierwöchentlichem (q4w) Abstand im Vergleich zu Placebo behandelt wurden. In der SUNSHINE-Studie erreichten 45,0% der Teilnehmenden unter zweiwöchentlicher Behandlung an Woche 16 einen HiSCR (vs. Placebo 33,7%; [p=0,0070]), in der SUNRISE-Studie erzielten 42,3% der entsprechenden Behandlungsgruppe einen HiSCR (vs. Placebo 31,2% [p=0,0149]). [3] Secukinumab 300 mg in vierwöchentlicher Dosierung im Vergleich zu Placebo war in der SUNRISE-Studie (46,1% vs. 31,2% [p=0,0022]) in Bezug auf das Erreichen des HiSCR überlegen. In der SUNSHINE-Studie hingegen zeigte die 300-mg-Dosis in vierwöchentlicher Dosierung keine statistische Signifikanz (41,8% vs. 33,7% [p=0,0418]). [1,2] Insgesamt entsprach das Sicherheitsprofil bei den untersuchten Patient*innen mit HS dem von Secukinumab in den bestehenden Indikationen. [3,14] In beiden Dosierungsgruppen wurden keine neuen Sicherheitssignale beobachtet. [3]
Zu den wichtigsten sekundären Endpunkten zählten die prozentuale Veränderung der Anzahl der Abszesse und entzündlicher Knoten an Woche 16 gegenüber dem Ausgangswert – sowie der Anteil der Patient*innen, bei denen über 16 Wochen ein Krank- heitsschub auftrat. Krankheitsschübe wurden definiert als ein Anstieg der Abszesse und Entzündungsherde um mindestens 25,0% mit einem Mindestanstieg von zwei Abszessen und Entzündungsherden im Vergleich zum Ausgangswert. Ein weiterer wichtiger sekundärer Endpunkt war der Anteil der Patient*innen, die an Woche 16 auf die numerische Hautschmerz-Bewertungsskala 30 (NRS30)b ansprachen (berichtet als gepoolte Daten aus beiden Studien). In einer gepoolten Analyse beider Studien erwies sich die zweiwöchentlichverabreichte300-mg-Dosisvon Secukinumab als statistisch überlegen gegenüber Placebo bei der Verringerung von Hautschmerzen, dem begrenzt, oft unzureichend und können ergänzend einen chirurgischen Ansatz erfordern. [16,17] Dabei verschaffen sie häufig nur vorübergehende und mäßige Linderung. [16,17]
Neue langanhaltend wirksame und verträgliche Therapien sind daher notwendig, um den Betroffenen ein von der Erkrankung möglichst unbeeinträchtigtes Leben ermöglichen zu können.
Quelle:NovartisPharmaGmbH
a HiSCR: Rückgang der Abszess- und Entzündungsherde um mindestens 50% ohne Zunahme der Anzahl der Abszesse und/oder Fisteln im Vergleich zum Ausgangswert. [1,2]
b NRS30: Ein Messwert für die Schmerzkontrolle. NRS30 wird beschrieben als eine mindestens 30%ige Reduktion in der globalen Beurteilung des*r Patienten*in auf der numerischen Schmerzskala (von 0 bis 10) im Ver- gleich zu dem Zeitpunkt vor Beginn der Behandlung. In die Analyse wurden nur Patient*innen mit einem NRS-Wert von 3 oder mehr zu Beginn der Behandlung einbezogen. [1-3]
Literatur
1. ClinicalTrials.gov. Study of Efficacy and Safety of Two Secukinumab Dose Regimens in Subjects With Moderate to Severe Hidradenitis Suppurativa (HS) (SUNRISE). NCT03713632. Verfügbar auf: https://clinicaltrials.gov/ct2/ show/NCT03713632. [Zuletzt besucht: September 2022].
2. ClinicalTrials.gov. This is a Study of Efficacy and Safety of Two Secukinumab Dose Regimens in Subjects With Moderate to Severe Hidradenitis Suppurativa (HS) (SUNSHINE). NCT03713619. Verfügbar auf:: https://clinical- trials.gov/ct2/show/NCT03713619. [Zuletzt besucht: September 2022].
3. Kimball AB et al. EADV 2022; Abstract LB- 3549.
4. Mac M et al. Patient Relat Outcome Meas 2020;11:21-26.
5. Sabat R et al. Nat Rev Dis Primers 2020;6:18.
6. MedLine Plus. Hidradenitis suppurativa [online]. Verfügbar auf: https://medlineplus. gov/genetics/condition/hidradenitis-suppura- tiva/ [Zuletzt besucht: September 2022].
7. National Institute of Health (NIH) Genetic and Rare Diseases Information Center (GARD). Hidradenitis suppurativa [online]. Verfügbar auf: https://rarediseases.info.nih. gov/diseases/6658/hidradenitis-suppurati- va#ref_15130 [Zuletzt besucht: September 2022].
8. Pinter A et al. Dermatol Ther (Heidelb) 2020;10:721-734.
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10. Kirsten N et al. Arch Dermatol Res 2021; 313(2):95–99.
11. Kurzen H et al. Exp Dermatol 2008;17:455- 472
12. Jemec GBE N Engl J Med 2012;366:158-164.
13. Scheinfeld N Clin Dermatol 2015;33(3):316-319.
14. Fachinformation Cosentyx®.
15. Montero-Vilchez T et al. Int J Environ Res Public Health 2021;18(13):6709.
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17. GillLetal.F1000PrimeRep2014;6:112.