Erste Hautkrebspatienten in der klinischen EPIC-Skin® Studie in Österreich behandelt
Am 4.3.2022 ist die globale Phase IV EPIC-Skin® Studie (Efficacy of Personalised Irradiation with Rhenium-SCT) zur Behandlung von Nicht-Melanom-Hautkrebs [NMSC] in Europa angelaufen. Das Klinikum Ottakring in Wien in Österreich hat die ersten europäischen Patienten begrüßt und mit der innovativen Rhenium-SCT® behandelt.
Prof. Dr. Siroos Mirazei, Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin am Krankenhaus Ottakring in Wien sagte: „Dies ist ein wichtiger Schritt zum besseren Verständnis der Wirksamkeit und der Patientensicht auf die Ergebnisse nach der Behandlung von Nicht- Melanozytärem Hautkrebs [NMSC] mit der Rhenium-SCT®. Da der helle Hautkrebs die häufigste Krebsart weltweit ist, ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir weiterhin nach Wegen suchen, um Behandlungen und das Patientenerlebnis zu verbessern.“
Die Patienten heute sind einige der ersten mit histologisch gesichertem Stadium I oder II NMSC, die in die Studie aufgenommen wurden. Ihre Fortschritte werden über einen Zeitraum von bis zu 24 Monaten verfolgt. Die internationale Studie wird von Studienzentren in Österreich, Australien, Deutschland und dem Vereinigten Königreich durchgeführt, wobei insgesamt 200 erwachsene Patienten vorgesehen sind.
Der Schwerpunkt der EPIC-Skin®- Studie liegt auf der Patientenorientierten Sichtweise auf ihre Lebensqualität, Behandlungskomfort und kosmetische Ergebnisse sowie die weitere Bewertung der Wirksamkeit der Rhenium-SCT® für die Behandlung von NMSC. Die an der Studie teilnehmenden Patienten werden eine klinische Studien-App nutzen, die eine einfache und effiziente Möglichkeit bietet, ihre Erfahrungen aufzuzeichnen.
Jedes Jahr erkranken mehr als 7,7 Millionen Menschen an NMSC und die Inzidenzraten steigen weltweit. [1,2] Die am häufigsten eingesetzten Therapieformen beinhalten chirurgische Eingriffe, welche das Risiko von Narbenbildung oder Funktionsverlust mit sich bringen können. Die Behand- lung mit der Rhenium-SCT® erfolgt in einer einzigen Sitzung, ist eine nicht-invasive Anwendung einer radioaktiven Substanz, die bemittierende Partikel enthält, die direkt auf das betroffene Gebiet aufgetragen wird, wodurch Krebszellen zerstört werden, ohne dass eine Operation erforderlich ist.
Prof. Dr. Mirazei und sein Team der Abteilung für Nuklearmedizin am Krankenhaus Ottakring in Wien.
Dr. Gerhard Dahlhoff, Medizinischer Direktor der OncoBeta GmbH, sagt:
„Die Rolle von Radionuklidtherapien bei der Behandlung vieler Krebsarten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Rhenium-SCT® ist eine neue Art der Behandlung von NMSCs mittels einer direkten Anwendung auf dem betroffenen Gebiet, ohne das umliegende Gewebe zu schädigen. Dies minimiert die Narbenbildung und kann die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessern, wenn es um Funktion oder Ästhetik geht.“
Der CEO von OncoBeta, Shannon D. Brown III, sagt: „Es ist spannend, was diese Studie für die Zukunft der NMSC-Behandlung bedeuten könnte. Wir untermauern damit nicht nur die bestehenden Daten zur Wirksamkeit der Rhenium-SCT®, sondern richten unseren Fokus auch auf die Lebensqualität der Patienten, den Behandlungskomfort und die kosmetischen Ergebnisse.“
Neben dem Zentrum in Österreich nimmt in Deutschland das Universitätsklinikum Rostock an der Studie teil. Die Abteilungen der Nuklearmedizin und Dermatologie werden dort in enger Kooperation 25-30 Patienten behandeln und über die Follow-up-Zeit betreuen. Die ersten Patienten werden im April oder Mai dieses Jahres eingebunden.
Quelle: OncoBeta
Literatur
- Global Burden of Disease Cancer Collaboration, et al. JAMA Oncol. 2019;5(12):1749- 1768.
- Ciążyńska M, et al. Sci Rep. 2021;11(1):4337.
Wie funktioniert die Rhenium-SCT® Hautkrebstherapie?
Bei der Rhenium-SCT® wird ein künstlich hergestelltes radioaktives Isotop (Rhenium-188) auf eine vorher über dem Hauttumor passgenau platzierte Folie aufgetragen. Rhenium-188 ist ein Betastrahler, dessen Energie bis zu 3 mm in die Haut eindringt; somit wird zielgenau nur das betroffene Gewebe zerstört. Die Strahlung darüber hinaus ist minimal und somit für die Patienten unschädlich. Sie liegt weit unter der Strahlenbelastung, die beim Röntgen oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) entsteht. Damit ist diese Therapie optimal für die lokale Behandlung von NMSCs geeignet.
Ziel der Rhenium-SCT® ist es, das Tumorgewebe ohne Operation in nur einer Sitzung und völlig schmerzfrei abzutöten. Es werden sehr gute ästhetische und fast narbenfreie Ergebnisse erreicht. Zudem heilt der behandelte Bereich nach der Behandlung schnell ab und die Funktionalität z.B. der Gesichtsmuskulatur oder von Gelenken bleibt unbeeinträchtigt, was sich positiv auf die Lebensqualität der Patienten auswirkt. Somit lassen sich auch besonders kompliziert oder schwer zugänglich liegende Stellen wie z.B. Ohrmuschel, Nasenflügel, Augenlidrand oder Lippe erfolgreich mit Rhenium-SCT® behandeln.
Ablauf der Behandlung
- Der mit Rhenium-SCT® zu behandelnde Hautbereich wird markiert. Es können bei derselben Sitzung auch mehrere Läsionen gleichzeitig behandelt werden.
- Danach wird dieser Bereich mit einer Spezialfolie abgeklebt und das Rhenium-188 wird mit dem speziell dafür entwickelten Applikator auf die vorher markierte Hautpartie aufgetragen.
- Die Behandlungszeit liegt zwischen ca. 30 Minuten und 3 Stunden. Der Patient sitzt oder liegt bequem, während das Rhenium-188 auf der Läsion wirkt. Dabei wird nur eine minimale Strahlung in die Umgebung abgegeben.
- Im Allgemeinen ist keine besondere Nachsorge notwendig. Die abgetöteten Tumorzellen werden vom Körper entsorgt und durch neue gesunde Zellen ersetzt. Es sollte eine Nachsorgeuntersuchung durch einen Dermatologen stattfinden.