Allergien

Strategien gegen Allergien und Neurodermitis

In Westeuropa hat die Inzidenz von Allergien besonders im 20. Jahrhundert deutlich zugenommen. Nach aktuellen Daten der KIGGS-Kohortenstudie sind derzeit in Deutschland 37,1 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen drei und 17 Jahren gegen eine standardisierte Allergenmischung aus Lieschgras, Roggen, Birke, Beifuß, Katze, Hausstaubmilben und den Pilz Cladosporium sensibilisiert.

Die Häufigkeit der Sensibilisierung ist dabei – ähnlich wie die Prävalenz manifester Allergien – in den letzten zehn Jahren auf einem hohen Niveau stabil, wie der Pneumologe Professor Karl-Christian Bergmann, Charité Berlin, bei einer Veranstaltung im Rahmen des 14. Deutschen Allergiekongresses in Hannover berichtete. Nach seiner Einschätzung „sind wir in Deutschland auf einem Plateau angekommen, wo die Sensibilisierungsraten noch steigen, aber nicht die Erkrankungsraten.“ Bestätigt wird dies auch durch Daten aus der Schweiz. Ein wesentlicher Teil der Bevölkerung werde also auch zukünftig keine Allergie haben. So sind die 12-Monats-Prävalenzen in dieser Altersgruppe (3-17 J.) für Heuschnupfen mit 8,8, für Neurodermitis mit 7,0 und für Asthma mit 3,5 Prozent annähernd stabil. Aktuell leidet mehr als jedes sechste Kind (16,1%) an mindestens einer der drei Erkrankungen, so Bergmann. Zugleich hat sich im gleichen Zeitraum der Anteil der 11-17-Jährigen mit einer Allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) erfreulicherweise von 24 auf 30 Prozent erhöht, was er auf die inzwischen gestiegene Qualität der AIT zurückführt.

Die Wirksamkeit einer AIT mit Depigoid-Extrakten wurde in einer Metaanalyse mit einer signifikanten Effektstärke von 1,9 im Vergleich zu Placebo ermittelt. Von der erwachse- nen deutschen Gesamtbevölkerung sind etwa elf Millionen Menschen gegen Standardallergene sensibilisiert, wobei die Prävalenz von Sensibilisierungen etwa gegen Hausstaubmilben im ländlichen Raum sowie bei Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status am niedrigsten ist und sowohl mit zunehmender Größe der Städte als auch mit Zunahme des sozioökonomischen Status ansteigt. Während in größeren Städten hier der Einfluss von Luftschadstoffen bemerkbar wird, ist die Bedeutung von Einkommen und Lebensweise von der Art des Allergens abhängig.

Die prognostische Bedeutung einer klinisch stummen Sensibilisierung für die Entwicklung von Asthma oder eines Heuschnupfens in den folgenden neun Jahren hat eine Studie bei über 1.000 ansonsten gesunden Kindern untersucht. Dabei ergab sich eine Sensibilisierung gegen Katzenepithel bei fast jedem zweiten Kind als stärkster Risikofaktor für eine manifeste Heuschnupfen-Erkrankung. Verallgemeinert ist damit jede Sensibilisierung gegen ein Inhalationsallergen (Pollen, Hausstaubmilben, Katze, Cladosporium) mit einem erhöhten Risiko der Entwicklung von Heuschnupfen verbunden, resümierte Bergmann diese Befunde. Ein etwas weniger stark erhöhtes Asthma-Risiko war dagegen lediglich bei Sensibilisierung auf Katzenepithel zu beobachten.

Ein orales Allergie-Syndrom, häufig in Form einer Allergie auf bestimmte Apfelsorten, tritt nach weiteren Befunden zudem bei etwa der Hälfte aller Erwachsenen mit pollenbedingter allergischer Rhinitis auf. Umgekehrt lässt sich nach Bergmanns Aussage sowie aktuellen Befunden diese Beobachtung nutzen, um durch regelmäßigen Apfelkonsum – bedingt durch die antioxidativen Polyphenole als Inhaltsstoffe – die Allergieneigung auf Birkenpollen zu reduzieren.

Unterstützende Maßnahmen bei Neurodermitis

Welchen Einfluss hat die Umwelt auf die genetisch bedingte Neurodermitis? Diese Frage stellte der Dermatologe Professor Torsten Zuberbier von der Berliner Charité. Der Körper hat sich im Laufe der menschlichen Entwicklung noch nicht an die Zunahme der Luftschadstoffe adaptieren können. Sensible Haut als Vorstufe einer sich entwickelnden Dermatitis zeigt sich durch Rötung und Flecken nach dem Baden, heißen Duschen, reagiert auf Umwelteinflüsse und brennt regelmäßig nach Anwendung von Reinigungs- und Pflegemitteln. Ein quälendes, aber durchaus beeinflussbares Symptom bei Neurodermitis ist der Juckreiz. Er kann bei bestimmten Patienten über Histamin-abhängige Mechanismen entstehen, häufiger sind jedoch Histamin-unabhängige Entstehungsmechanismen über Substanz P, bei Hautirritation freigesetzte Alamine und IL-1 als wesentliche Schlüsselmoleküle der Juckreizentstehung. Nach neueren Befunden von Bedeutung bei Neurodermitis ist auch die Funktion des Schwitzens. Neurodermitiker schwitzen etwas weniger, so Zuberbier. Schweiß hält jedoch nicht nur die Feuchtigkeit der Haut aufrecht, sondern stärkt die Barrierefunktion der Haut gegen Bakterien. Zu den negativen Einflussfaktoren auf die Hautsymptome bei Neurodermitis gehört die Pollenexposition. Hier kann Hyposensibilisierung mittels Immuntherapie helfen. Ein wichtiger Faktor für die Bildung und Hydrierung einer gesunden Hornschichtbarriere ist das Filaggrin, dessen Gen bei Neurodermitis an unterschiedlichen Stellen störende Mutationen aufweisen kann.

Medizinisch-kosmetische Produkte wie der pflanzliche Extrakt Leti AT4 als Öl-in-Wasser-Emulsion können als Creme die Produktion von Filaggrin um bis zu 67 Prozent steigern und dadurch die epidermale Barriere stärken. Das hemmt die Penetration von Aeroallergenen wie P. pratense und D. pteronyssinus durch die Hornhautbarriere, wie an rekonstituierter humaner Epidermis nachweisbar ist. Damit wird auch das Ausmaß der Superinfektion und das Wachstum von pathogenen Keimen wie S. aureus und C. albicans unter die analytische Nachweisgrenze gehemmt, wie mit Leti AT4 Windelcreme gezeigt wurde. Bei einer konsequenten Anwendung reduziert das die Entstehung neurodermitischer Flare-ups, so Zuberbier. Zusätzlich ist jedoch in der Regel eine wirksame Maßnahme gegen den Juckreiz erforderlich. Mit dem neuen pflanzlichen Extraktpräparat Leti AT4 Anti-Juckreiz Hydrogel (einem SOS Rescue Complex aus Extrakten von Japanischem Schlangenbart, Kiefernschwamm und Wunderblumen) lässt sich Juckreiz bei atopischer Dermatitis binnen 30 Sekunden effektiv – um bis zu 73 Prozent – und über eine Dauer von bis zu sechs Stunden lindern. Die Wirkung basiert auf der Hemmung des Juckreiz-initiierenden Protease-PAR2-TSLP-Signalwegs. Eine In-vivo-Studie bei 40 Erwachsenen und 22 Kindern ergab nach regelmäßiger Anwendung einen juckreizhemmenden Effekt über mindestens drei Tage. Zudem empfanden 90 Prozent der Teilnehmer ein vermindertes Kratzverlangen und 95 Prozent berichteten über eine Beruhigung der Haut .

Quelle: Symposium „Allergien in Zeiten des Klimawandels“ beim 14. Deutschen Allergiekongress, 26. September 2019, Hannover; Veranstalter: Leti Pharma: