Hautkrebs

Dermatoskopie bei NMSC – Hinweise Dr. Ch. Willen zu typischen Strukturen und Kriterien

Die klinische Inspektion und Dermatoskopie sind der diagnostische Standard bei NMSC (Non-Melanoma Skin Cancer). Prof. Dr. med. Holger Hänßle, Geschäftsführender Oberarzt an der Hautklinik des Universitätsklinikum Heidelberg, gab kürzlich bei einem Hautkrebs- und Systemtherapie-Symposium des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD) Hinweise zur Dermatoskopie zum Beispiel bei Verdacht auf Aktinische Keratose (AK), Morbus Bowen und BCC (Basalzellkarzinom).

Die frühzeitige Erkennung aller NMSC ist wichtig, um eine angemessene Therapie einzuleiten, die Morbidität zu reduzieren und das Überleben zu verbessern. Das Basalzellkarzinom (BCC) ist meistens ein lokaler Tumor mit dem Potenzial, das umgebende Gewebe zu infiltrieren und zu schädigen, während eine Minderheit der kutanen Plattenepithelkarzinome (cSCCs) und invasiven Melanome mit höherem Metastasierungsrisiko assoziiert sind.

Die Hinzunahme der Dermatoskopie zur klinischen Inspektion verbessert die diagnostische Genauigkeit bei NMSC. Des Weiteren ist das Dermatoskop ein wichtiges Tool zur Erkennung von Tumorgrenzen und kann zum Monitoring des Therapieansprechens eingesetzt werden. Dermatoskopische Befunde helfen außerdem bei der Wahl der passenden Therapie vor allem beim BCC, ergänzte der Experte.

In einem Cochrane-Review aus 24 Publikationen mit über 8.805 verdächtigen Läsionen zeigte sich in Bezug auf BCC beispielsweise eine Steigerung der Sensitivität um 14% (von 79% auf 93% bei fixierter Spezifität von 80%) im Vergleich zu visueller Inspektion. [1]

Dermatoskopie von AK

Wichtige Kriterien zur Dermatoskopie von AK umfassen unter anderem gelbliche follikuläre Hyperkeratosen, interfollikuläres Erythem, Bereiche mit Schuppung und weiße Kreise um Haar-Infundibula, wobei in der Polarisationsdermatoskopie weiße Kreise auch als AK mit einer Rosette aus vier weißen Punkten um Haarfollikel erscheinen, gab der Experte zu bedenken. Zu den Charakteristika bei der Dermatoskopie des Morbus Bowen zählen beispielsweise gruppierte Punkt/Knäuel-Gefäße, Schuppung und Erythem im Hintergrund. Ist eine zentrale Masse aus Keratin sichtbar, erscheint diese bei Morbus Bowen oft orange bis gelblich. Je mehr Keratin, desto eher invasiv ist der Tumor, so die Erfahrung von Hänßle.

Weiße Kreise, Keratinmassen (weiß/ gelblich unstrukturiert), Hornpfropf im Zentrum und Hämorrhagien sind typische Strukturen des SCC. Bei BCC sind Tumorgefäße oft scharf erkennbar, weitere Strukturen umfassen verzweigte Teleangiektasien und Mikroulzeration bzw. Ulzeration. Pigmentierte BCC können punktartig, blattartig, fingerartig, als uroide Nester und Pigmentnester sowie als blau-graue Pigmentschollen im Dermatoskop erscheinen. Unter den BCC-Subtypen (superfiziell, nodulär, pigmentiert) sind pigmentierte und noduläre BCC mit schlechtem Therapieansprechen assoziiert, daher sollte gegebenenfalls eine chirurgische Exzision in Erwägung gezogen werden, so der Rat von Hänßle. [2]

MAY als neues dermatoskopisches Kriterium beim BCC

Vor kurzem wurden weiß-gelbliche Schollen (MAY, multiple aggregated yellow-white globules) als neues dermatoskopisches Kriterium beim BCC identifiziert. MAY-Globuli werden oft mit hochgradigen BCC-Subtypen in Verbindung gebracht, während sie bei oberflächlichen (superfiziellen) BCC nicht vorkommen. Histologisch entsprechen MAY intratumoralen Arealen mit Kalzifizierung, berichtete Hänßle. Verkalkungen sowie mikronoduläre histopathologische Veränderungen sind mit aggressiven Subtypen von BCC assoziiert. [3]

Quelle: Vortrag „Dermatoskopie bei Non-Melanoma Skin Cancer“ von Prof. Dr. med. Holger Hänßle beim Hautkrebs- und Systemtherapie-Symposium Rhein-Ruhr BVDD e.V. / VKH, 21. August 2021

Literatur

1. Dinnes J, Deeks JJ, Chuchu N, et al. Cochrane Database Syst Rev. 2018;12(12):CD011901.

2. Ramirez DP et al. Photodiagnosis Photodyn Ther. 2014; 11(1):22-6.

3. Pagnoni A, Giroud S, Koulouri A, Hohl D, Gaide O. Dermatol Pract Concept. 2021;11(1):e2021103.