Effekte unterschiedlicher Reizintensität auf den Knochenmineralgehalt bei Erwachsenen
Systematischer Review und Meta-Analyse
Wolfgang Kemmler1,2 , Stephanie Kast2 , Simon von Stengel2
1 InstitutfürMedizinischePhysik,Friedrich-Alexander-UniversitätErlangen-Nürnberg 2 InstitutfürRadiologie,Friedrich-Alexander-UniversitätErlangen-Nürnberg
Die Reizhöhe oder -intensität eines körperlichen Trainings ist ein zentraler Belastungsparameter nicht nur, aber besonders im Spannungsfeld der Osteoporose-Prävention und -Rehabilitation. Die Mehrzahl der meta-analytischen Ansätze schließt dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Trainingsprotokolle ein, ohne Wechselwirkungen zwischen den unterschiedlichen Belastungsparametern zu berücksichtigen. Um verlässliche(re) Trainingsempfehlungen zu erstellen, wollten wir den Stellenwert der Reizintensität auf den Knochenmineralgehalt (BMD) bei Erwachsenen durch eine „vergleichende“ Metaanalyse ermitteln.
Methodik
Eine systematische Überprüfung der Literatur gemäß dem PRISMA Statement schloss ein: Interventionsstudien mit mindestens zwei Studienarmen, die unterschiedliche Reizintensitäten verglichen; Intervention ≥6 Monate mit BMDMessung an der Lendenwirbelsäule (LWS) oder Hüfte mittels DualEnergy xray Absorptiometrie (DXA), DualPhoton Absorptiometrie (DPA) oder Quantitative Computertomographie (QCT), basal und als Kontrollmessung.
Fünf elektronische Datenbanken wurden ohne sprachliche Einschränkungen durchsucht. Die vorliegende Analyse wurde als mixedeffect MetaAnalysedurchgeführt.Ergebnismaße waren standardisierte mittlere Differenzen (SMD) mit KonfidenzIntervallen (95%CI) für BMDÄnderungen an der LWS und HüftROI. Der Grad der Heterogenität wurde mit der I2-Statistik bewertet.
Abb: 1 Forest plot der Effekte der Reizintensität auf die Effekte körperlichen Trainings auf die BMDLWS. Gepoolte mittlere Standard-Differenz (SMD) mit 95%- CI für Veränderung in der Gruppe mit hohen (HI) vs. niedrigen Intensitäten (LI).
Abb. 2: Forest plot der Effekte der Reizintensität auf die Effekte körperlichen Trainings auf die Hüft- LWS. Gepoolte mittlere Standard-Differenz (SMD) mit 95%-CI für Veränderungen in der Gruppe mit hohen (HI) vs. niedrigen Intensitäten (LI).
Insgesamt wurden 11 vergleichende Trainingsstudien mit 26 Studienarmen in die Analyse einbezogen. Obwohl der Effekt von hochintensivem Training auf die LS-BMD (SMD 0,19, 95%-CI: -0,23-0,61) und den Hüft-ROI (0,17, -0,04 bis 0,38) ausgeprägter war, konnten wir keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen feststellen (p≥0,107). Wir beobachteten ein erhebliches Maß an Heterogenität zwischen den Studien für die LWS-, jedoch nicht für die Hüft-BMD. Eine Analyse auf Publikations-/“Small-study“-Bias zeigte keine Anzeichen für Asymmetrie.
Diskussion
Obwohl nicht signifikant, beobachteten wir günstigere Effekte einer hohen gegenüber einer niedrigen Reizintensität auf die BMD. Trotz des dezidierten Ansatzes mit zwei Studienarmen mit unterschiedlicher Reizintensität bei ansonsten gleichem Belastungsprotokoll scheinen auch hier Interaktionseffekte das Ergebnis zu beeinflussen. Ohne Frage habe beide Methodenvarianten ihre Vorzüge, die es im Trainingsprotokoll zu vereinen gilt. Periodisierungsmodelle mit ansteigender Trainingsintensität und regelmäßigen Pausen könnten eine praktikable und effektive Methode sein, die Vorteile beider Methoden zu realisieren.