Rheumatologie

Kleine Gelenke – großer Schmerz: Behandlungsmöglichkeiten der Fingerpolyarthrose

Die Fingerpolyarthrose darf bei einer Prävalenz von 50% bei Frauen zwischen 50 und 60 Jahren als Volkskrankheit bezeichnet werden. Frauen sind neunmal häufiger betroffen als Männer. Es ist eine familiäre Häufung sowie eine Assoziation zur Adipositas beschrieben.

Typischerweise sind das Daumensattelgelenk sowie die Fingermittel- und -endgelenke betroffen. Nach längerer Ruhe besteht ein Anlaufschmerz von wenigen Minuten im Gegensatz zur Morgensteife bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, welche deutlich länger anhält. Zu Beginn der Erkrankung fallen knöcherne Deformierungen der Fingerendgelenke auf, welche zunächst nicht schmerzen und daher keiner Behandlung bedürfen. In dieser frühen Phase ist es lediglich erforderlich, die Fingergelenke mehrmals täglich in vollem Umfang zu bewegen, um einer Bewegungseinschränkung vorzubeugen.

Schreitet die Gelenkzerstörung durch den Verschleiß fort, so können Instabilitäten vor allem am Zeigefinger, der durch den Gegengriff des Daumens besonders hohen Belastungen ausgesetzt ist, sowie im Daumensattelgelenk auftreten. Diese sind dann häufig von Schmerzen begleitet. Sind diese Schmerzen rein mechanisch bedingt, so können konfektionierte oder individuell angefertigte Schienen Linderung verschaffen. Deren Nachteil liegt in der Behinderung der Greiffunktion. Die Schienen sollten daher möglichst klein gestaltet werden. Bei arthrotischem Schmerz im “kalten“, nicht entzündeten Gelenk helfen Wärmeanwendungen, wie Paraffinkneten oder Schwammkneten im warmen Wasserbad. Pfropft sich eine Entzündung auf die Arthrose, so führt dies zu einem “warmen“ Gelenk. Hier sind Kälteanwendungen wie Eisbäder sehr schnell wirksam und helfen, entzündungshemmende Medikamente, die schwere Nebenwirkungen am Herz-Kreislauf- System und Magen-Darm-Trakt verursachen können, einzusparen. Lassen sich die Schmerzen durch physikalische und medikamentöse Maßnahmen nicht beherrschen oder steht die Instabilität der Gelenke im Vordergrund, besteht die Indikation für operative Maßnahmen.

Am Daumensattelgelenk wird bei der Operation das Vieleckbein (Trapezium), auf dem der Mittelhandknochen des Daumens schmerzhaft reibt, entfernt und die Stabilisierung des Mittelhandknochens des Daumens an dem des Zeigefingers durchgeführt. Hierdurch wird ein schmerzfrei belastbarer und stabiler Daumen wiederhergestellt. Zur Vorbeugung einer späteren erneuten Instabilität (Rezidiv) hat es sich in den letzten Jahren bewährt, anstelle des entfernten Vieleckbeines selbstauflösende Kunststoffplatzhalter einzusetzen.

Diese werden innerhalb eines Jahres durch sehr festes Narbengewebe ersetzt und führen darüber zu sehr guten klinischen Ergebnissen. An den Mittel- und Endgelenken ist die Versteifung des instabilen Gelenkes in der funktionell günstigsten Stellung die Therapie der Wahl. An den Mittelgelenken können alternativ auch Silikonplatzhalter eingesetzt werden, die aber bei Belastung brechen können und innerhalb weniger Jahre durch Narbenbildung deutlich an Beweglichkeit verlieren. Operative Therapien sollten, da sie vor allem an den Fingermittel- und -endgelenken mit einem Funktionsverlust einhergehen, erst dann zur Anwendung kommen, wenn alle konservativen und medikamentösen Therapien ausgeschöpft sind.