Varizen

Schaum-Sklerotherapie vs. endovenöse Laserablation bei Stammvarizen und VSAA

Mit der ultraschallkontrollierten Schaum-Sklerotherapie und der endovenösen Laserablation (EVLA) stehen zwei erfolgreiche und minimal-invasive Alternativen zur operativen Varizenbehandlung zur Verfügung. Eine US-amerikanische retrospektive Kohortenstudie mit mehrjährigem Beobachtungszeitraum konnte aktuell zeigen, dass mit der Schaum-Sklerotherapie mit Polidocanol Verschlussraten von 93,5% bei CEAP 2-6 Patient*innen mit symptomatischem Reflux der Vena saphena magna oder der Vena saphena accessoria anterior (VSAA) erreicht werden können – und somit eine vergleichbare Effektivität wie bei der endovenösen Laserablation (92,8%). [1] Venöse Ulcera (C6 nach CEAP) heilten bei 70% der mit der Schaum-Sklerotherapie behandelten Patient*innen innerhalb von 30 Tagen ab – in der EVLA-Vergleichsgruppe war dies deutlich seltener der Fall. Außerdem stellte die Schaum-Sklerotherapie erneut ihre Vielseitigkeit und besondere Eignung zur Behandlung von Rest- und Rezidivvarizen sowie ihre gute Verträglichkeit unter Beweis.

Chronische Veneninsuffizienz und Varikose (C2–C6 nach CEAP) sind weit verbreitete Gesundheitsprobleme und verursachen hohe Behandlungskosten. Je nach Untersuchung und Studienpopulation sind etwa 20% der Erwachsenen in den westlichen Industrienationen von medizinisch relevanten Varizen betroffenen, wobei die Prävalenz mit dem Lebensalter deutlich zunimmt. [1–4] Unbehandelt können die Venenerkrankungen – insbesondere bei insuffizienten Stammvenen wie der Vena saphena magna – zu progressiven Verläufen und Komplikationen wie Hautveränderungen bis hin zum Ulcus cruris führen. [5] Dass derart schwere Folgeschäden inzwischen vielerorts rückläufig sind, dürfte vor allem der Entwicklung minimalinvasiver Therapiemethoden und der daraus resultierenden größeren Behandlungsbereitschaft [3,5] zu verdanken sein.

Die Schaum-Sklerotherapie mit Polidocanol etwa wird inzwischen zusehends auch zur Behandlung größerer Varizen angewendet, wobei in Deutschland anders als in den USA ausschließlich Aethoxysklerol® für die Sklerotherapie zugelassen ist. Aufgrund der wachsenden Patient*innenzahlen konnten die Effektivität und das günstige Sicher- heitsprofil des Verfahrens in Studien umfassend belegt werden – allerdings fehlte es bis dato an vergleichenden Langzeituntersuchungen. [1,6]

Forscher analysieren Behandlungsdaten von 1.070 Patient*innen

Für eine große monozentrische retrospektive Kohortenstudie mit mehrjährigen Beobachtungszeiträumen haben US-amerikanische Forscher jetzt die Outcomes der ultraschall-kontrollierten Schaum-Sklerotherapie mit 1%-igem Polidocanol und der endovenösen Laserablation verglichen. [1] In die Untersuchung flossen die Daten von 1.070 CEAP 2-6 Patient*innen mit symptomatischem Reflux der Vena saphena magna oder Vena saphena accessoria anterior und erfolgloser vorangegangener dreimonatiger Kompressionstherapie ein. 550 von ihnen wurden mit der Schaum-Sklerotherapie und 520 mit der endovenösen Laserablation behandelt. Folgeuntersuchungen mit Ultraschall fanden nach einer Woche, drei Monaten, sechs Monaten sowie nach drei bis fünf Jahren nach der Behandlung statt.

Hohe Verschlussraten nach Schaum- Sklerotherapie mit Polidocanol

Bei 93,5% der mit der Schaum-Sklerotherapie behandelten Patient*innen wurde bei der Abschlussuntersuchung ein erfolg- reicher Venenverschluss konstatiert. 17,1% von ihnen hatten im Rahmen der Follow-up-Visiten eine weitere Polidocanol-Injektion erhalten, um Restvarizen zu beseitigen. In der EVLA-Gruppe fiel die Verschlussrate mit 92,8% etwas niedriger aus. Rest- und Rezidivvarizen wurden bei 18% der Patient*innen behandelt – dann allerdings mittels ambulanter Phlebektomie oder Schaum- Sklerotherapie. Auffällig war, dass es bei den wenigen Patient*innen mit floriden Ulcera (C6 nach CEAP) in 70% der Fälle innerhalb von 30 Tagen nach der Schaum-Sklerotherapie zur Heilung kam – nach der endovenösen Lasertherapie aber nur bei 5% der Betroffenen. Neurologische oder schwerwiegende Komplikationen traten in keiner der beiden Gruppen auf, was einmal mehr die gute Verträglichkeit minimal-invasiver endovenöser Ablationstechniken wie der Schaum-Sklerotherapie belegt.

Studienautoren raten zur Sklerotherapie als alleiniger Methode

Wie die aktuelle Studie zeigt, ist die Schaum-Sklerotherapie in puncto Effektivität und Sicherheit nicht
nur mit der endovenösen Laserablation vergleichbar, sondern bietet überdies eine Reihe von Vorteilen. So kann sie beispielsweise beliebig wiederholt werden und ermöglicht u.a. die Behandlung von stark gewundenen Krampfadern oder Rest- und Rezidivvarizen nach vorangegangenen Behandlungen. Da es sich bei der Schaum-Sklerotherapie um ein nicht-thermisches, nicht-tumeszentes Verfahren handelt und folglich auf ein Anästhetikum verzichtet werden kann, fallen zudem Behandlungsaufwand und -kosten sowie die Belastungen für die Patient*innen deutlich geringer aus als bei anderen Methoden – Kriterien, die angesichts der zu erwartenden weiteren Zunahme chronischer Venenerkrankungen von besonderer Bedeutung sind. Die Studienautoren empfehlen die Schaum-Sklerotherapie daher abschließend als besonders geeignete Methode für C2-C6 Varizen in der klinischen Praxis.

Quelle: MW Office PR

Literatur

1. Deak ST. Treatment of superficial venous insufficiency in a large patient cohort with retrograde administration of ultrasound-guided polidocanol endovenous microfoam versus endovenous laser ablation. J Vasc Surg Venous Lymphat Disord. 2022;10(5):999-1006.e2.

2. Rabe E et al. Epidemiology of chronic venous disorders in geographically diverse populations: results from the Vein Consult Program. Int Angiol. 2012;31(2):105-15.

3. Robert Koch-Institut (Hrsg.). Venenerkrankungen der Beine. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Themenheft 44, Mai 2009.

4. De Maeseneer MG et al. European Society for Vascular Surgery (ESVS) 2022 Clinical Practice Guidelines on the Management of Chronic Venous Disease of the Lower Limbs. Eur J Vasc Endovasc Surg. 2022;63:184-267.

5. Pannier F et al. S2k-Leitlinie – Diagnostik und Therapie der Varikose. AWMF-Register Nr. 037/018. Stand: 03/2019.

6. Brittenden J et al. Five-Year Outcomes of a Randomized Trial of Treatments for Varicose Veins. N Engl J Med. 2019;381:912-922.